Full text: Nachträge zu dem Abrisse der mathematischen Geographie und den Elementen der Astronomie (Teil 2)

Hipparchs, beobachtet worden zu sein. Kepler erklärte das Phänomen 
als eine Wirkung des Monds, Newton als eine Gravitationserscheinung, 
aber erst Laplace lieferte eine fast alle Eigentümlichkeiten der Er 
scheinung darstellende Theorie derselben. 
Die hauptsächlichsten dieser Eigentümlichkeiten sind folgende: 
1. Die Flut zeigt sich sowohl nach der oberen, als nach der 
unteren Kulmination des Monds (Zenit- und Na dir flut). 
Zwischen zwei aufeinander folgende Fluten fällt eine Ebbe. 
2. Die Nadirflut ist der Regel nach merklich kleiner als die 
Zenitflut, und die Ebbe liegt im allgemeinen nicht genau in der 
Mitte zweier Fluten (die s. g. täglichen Ungleichheiten). 
3. Die der gleichnamigen Kulmination entsprechende Flut ver 
spätet sich täglich um ca. 50 Minuten. 
4. Die Fluten treten nicht genau während des Meridiandurch 
gangs des Monds ein, sondern einige Zeit nachher, welche 
Nerspätung an verschiedenen Orten von sehr ungleicher 
Größe ist. 
5. Der Zeitunterschied zwischen Mondkulmination und Hochwasser 
ist auch an demselben Orte periodischen Schwankungen (der 
s. g. halbmonatlichen Ungleichheit) unterworfen. Der zur 
Zeit des Neu- und Vollmonds statthabende Unterschied heißt 
die Hafenzeit (das „Hafen-Etablissement") des betreffen 
den Orts. 
6. Die Ebben und Fluten erreichen zu den Zeiten des Neu- und 
Vollmonds ihr Maximum (Springfluten), zur Zeit der 
Quadraturen ihr Minimum (Nippfluten). 
7. Ebbe und Flut sind stärker, wenn der Mond im Perigäum, 
schwächer, wenn er in der Erdferne sich befindet. 
8. Die Fluten des Neu- und Vollmonds (der Syzygien) sind 
während der Äquinoktien am größten; die der Quadraturen 
um dieselbe Zeit am kleinsten. Während der Solstitien ver 
hält es sich umgekehrt. (Die s. g. jährlichen Ungleichheiten.) 
9. In nördlichen und südlichen Breiten von 60° und darüber 
verschwinden die Ebbe und Flut allmählich; die Polarmeere 
sind frei davon.
	        
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