Full text: Einführung in die Infinitesimalrechnung

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Prioritätsstreit zwischen Newton und Leibniz 
und die inverse Flurionsrechnung sind dasselbe wie Differential und 
Jntegralrechnnng. In jene Zeit sällt auch seine große Entdeckung der 
allgemeinen Gravitation. Die Grundidee der Fluxionsrechnung ist die, 
daß jede Veränderliche oder „Fluente" als Funktion der Zeit betrachtet 
wird. Die Zeit ist also die allgemeine unabhängige Veränderliche. Die 
Geschwindigkeit, mit der eine Fluente x sich ändert, nennt Newton 
die „Fluxion" von x und bezeichnet sie mit x. Ändert sich x gleich 
förmig, d. h. in gleichen Zeiten um den gleichen Betrag, so ist w konstant. 
Die Newtonschen Fluxionen sind also dasselbe wie die Ableitungen 
oder Tifferentialquotienten, nur daß die Zeit die unabhängige Ver 
änderliche ist. 
Es muß überraschen, daß Newton, obwohl er schon so viele An 
wendungen von seiner Fluxionsrechnung besaß, in seinem großen Werk 
„Philosopbiae naturalis principia mathematica“ (1686—87) keinen 
Gebrauch davon machte. Nach seiner eigenen Angabe hat er die meisten 
Resultate in diesem Buch mit Hilfe seiner Fluxionsrechnung gefunden 
und nach dem Erscheinen desselben zeigte auch Leibniz, wie leicht 
sich die meisten Resultate mittels der Infinitesimalrechnung ableiten 
lassen. Es kam aber Newton darauf an, so wichtige Untersuchungen, 
wie sie die „Principia“ enthalten, in einer Form darzustellen, die den 
Leser nicht nötigt, erst eine neue Rechnungsart kennen zu lernen. 
Publiziert hat Newton seine Fluxionsrechnung sehr spät, obwohl ver 
schiedene Abhandlungen längst ausgearbeitet bei ihm lagen. Sein Haupt 
werk über Infinitesimalrechnung „NetKoäug tiuxionnm et serierum m- 
finitarum“ wurde erst nach seinem Tode (er starb 1727) gedruckt. New 
ton hatte immer eine große Abneigung, öffentlich aufzutreten. Es wird 
gesagt, daß ihn ein Gegenstand, den er bearbeitete, nicht mehr inte 
ressierte, sobald andere etwas darüber publiziert hatten. Das mag der 
Grund gewesen sein, daß seine Fluxionsrechnung so spät veröffentlicht 
wurde, zu spät, um sich neben dem schon verbreiteten Leibnizschen 
Kalkül Geltung zu verschaffen. 
Der Prioritätsstreit zwischen Newton und Leibniz. 
Im Jahre 1699 ließ Nicolas Fatio de Duillier (ein Genfer, der 
Beziehungen zu Huygens hatte und Mitglied der Royal Society war) 
mit Genehmigung dieser Gesellschaft eine Schrift erscheinen, in der er 
Leibniz vorwarf, er habe seine Differentialrechnung nicht selbständig 
erfunden, sondern von Newton entlehnt. 
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