Full text: Vorlesungen über die Experimentalphysik (Zweiter Theil)

5 
Vom Stoffe der Warme.' 
gleiche Zeittheite messen zu können, hat man auf man 
cherley Weise abzuhelfen gesucht; am besten soll es ge 
schehen, wenn die Pendelstange von spanischem Rohre 
gemacht wird, weil solches sich so wenig durch die Wär 
me ausdehnt, daß die Abwechselung in der Temperatur 
der Luft nicht eine solche Verschiedenheit der Lange ver 
ursachet, die auf den Gang der Uhr einen merklichen 
Einfluß hat. Der Schieffer dehnt sich auch äusserst 
wenig durch nicht sehr abweichende Grade der Wärme 
aus, daher man ihn auch zur Verfertigung der Pendel 
stangen mit ziemlich guten Erfolg angewendet hat. 
§. 565. Durch die Ausdehnung der Körper müssen 
ihre Theile nothwendig mehr von einander entfernt wer 
den und bey festen Körpern kann die Entfernung ihrer 
Theile so groß werden, daß ihr Zusammenhang dadurch 
aufgehoben wird und sie ans dem Zustande der Festigkeit 
im Zustande der Flüssigkeit übergehen, diese Würkung 
des Wärmestosss, durch welche er feste in flüssige Kör 
per verwandelt, nennt man die Schmelzung (susio); 
Beistiele geben uns, das Flüssigwerden der Metalle im 
Feuer, das Zerfließen des Eises durch die Warme, das 
Flüssigwerden der Butter durch die Erwärmung u. s. w. 
§. 566. Aus der durch den Wärmestoff bewürkten 
Ausdehnung der Körper und der daher rührenden Ver 
minderung der Cohäsion ihrer Theile, kann man schlies- 
sen, daß die verschiedene Grade der Wärme der Kör 
per, auf ihre Sprödigkeit, Zähigkeit und Elasticität 
einen sehr grossen Einfluß haben müssen; bis zum Glühen 
erhitztes Messing, zum Beyspiel, ist so spröde, daß es 
durch den geringsten Stoß in Stücken zerbricht, da doch 
das kalte Messing sehr dehnbar und zähe ist; glühendes 
Glas hingegen ist äusserst dehnbar , zähe und unelastisch, 
ob es gleich bey den Graden der Wärme unsers Dunst 
kreises sehr spröde und elastisch ist. 
§» 567. Soll ein fester Körper durch Schmelzung in 
einen flüssigen verwandelt werden, so setzt dieses zum 
A 3 voraus.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.