Full text: Vorlesungen über die Experimentalphysik (Zweiter Theil)

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Besondere Naturlehre. 
Töne empfunden werden können, nimmt man an, der 
zum Hammer gehörige Muffel spanne das Trommelfell 
jederzeit so stark, daß es mit dem entstandenen Tone har- 
monischbebe; durch die Bewegung des Ambosses und 
Stegreifs werde auch vermittelst des, am letztern befind 
lichen Muskels das Häutchen am ovalen Fenster gleich 
stark gespannt und dadurch die Würkung des Tons desto 
lebhafter ins Labyrinth übergebracht. Man stellt sich 
endlich die Fasern des häutigen Theils der Spiralschei 
dewand, welche von der Mitte gegen den Umfang laufen 
und in den weiten Windungen länger, als in den engen 
sind, als gespannte Saiten von verschiedener Länge vor, 
deren jede mit einem eigenen Tone übereinstimmt und 
nimmt an, daß durch jeden Klang, die mit ihm harmo- 
nirenden Fasern erschüttert und diese Schwingungen 
durch den Gehörnerven bis ins Gehirn fortgepflanzt 
werden. Diese Erklärung giebt Musschenbröck. 
$. 899. Der künstliche Bau der vier kleinen Ge 
hörknöchelchen (Z. 892.) scheint aber doch eine wichtigere 
Bestimmung anzuzeigen, als die ihnen hierbey zuge 
schriebene Spannung des Häutchens am ovalen Fenster 
ist, vielleicht pflanzen sie selbst, durch ihre Bewegung 
den Ton vom Trommelfelle bis ins Labyrinth fort. Das 
zitternde Trommelfell erschüttert den Winkelhebel, den 
der Hammer und Ambos bilden und dadurch auch den 
Stegreif so, daß er sich um den einen Punkt seiner 
Grundfläche, wie um ein Charnier, schnell hin und 
wieder schwingt. Wäre nun das Labyrinth voll Luft, 
so würde diese die Erschütterung den Nerven mittheilen 
und zum Gehirne bringen. 
§. 900. Eine grosse Schwierigkeit bey allen diesen 
Erklärungen ist, daß man keine Oeffnung findet, durch 
welche Luft von gleicher Federkraft mit der äußern ins 
Labyrinth gelangen kann, indem beide Fenster mit Häut 
chens verschlossen sind. Schon ältere Zergliederer ha 
ben Feuchtigkeiten im Labyrinthe wahrgenommen. Co- 
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