Full text: Vorlesungen über die Experimentalphysik (Zweiter Theil)

Vom Schalle und Tone. 167 
L 4 Vom 
tun nt und Meckel haben endlich erwiesen, daß es 
ganz voll Wasser ist; diese Entdeckung würde die ältern 
Naturforscher sehr in Verlegenheit gesetzt haben, jetzt 
wissen wir aber, daß auch das Wasser in einigem Grade 
elastisch ist und den Schall fortpflanzt; überdem sind 
auch zwey kleine Räume vorhanden, in welchen das Was 
ser zum Theile ausweichen kann. D. Wünsch glaubt, 
es werde die ganze, sehr zarte nnd elastische Masse des 
Labyrinths erschüttert, welche Meynung auch wohl die 
wahrscheinlichste ist. 
§. c-Oi. Wenn die Erschütterungen aus regelmässig 
gen und gleichzeitig auf einander folgenden Schwingung 
gen bestehen, so wird ein Klang oder Ton, wenn aber 
dieses regelmässige fehlt, wird ein bloß unharmonischer 
Schall empfunden. Beide können wenn sie stark wer 
den, den Gaumen und die Zähne erschüttern und sogar 
Taubheit verursachen. 
§. 902. Daß man mehrere Töne zugleich hört, er 
klärt man leichtdadurch, weil jeder Ton, die nur mit ihm 
harmonischen Fasern der Spiralscheidewand, erschüttert, 
daher von verschiedenen Tönen auch verschiedene Ner- 
venspißen gerührt werden. 
§. 933. Das Labyrinth, die Schnecke und die vier 
kleinen Gehörknöchelchen wachsen nicht, sondern sind 
bey Kindern eben so groß, als bey Erwachsenen. Sollte 
hierbey nicht die Absicht seyn, zu bewürken,daß gewisse be 
stimmte Töne immer eben dieselben Stellen dieser Theile 
und auf eben dieselbe Art erschüttern müssen? denn wenn 
z. B. die Nervenfasern der Spiralfcheidewand an Länge 
zu nehmen, fo würden Kinder gewisse hohe Töne hören 
können, die sie als erwachsene Personen nicht mehr zu 
unterscheiden vermögend seyn würden.
	        
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