238 Vierter Abschnitt. § 8. Gesetz der Fortpflanzung des Stromes in Telegraphendrähten.
Elektricität nach Art der Wärme zugegeben wird. Es folgt aber ferner
aus dem Gesagten, dass die Zeit der Fortpflanzung modificirt werden muss,
je nachdem der eine oder der andere Posten der vorngenannten Summe
überwiegt. Die Geschwindigkeit wird sich daher um so mehr dem ein
fachen Längenverhältnisse der Leitungen nähern, je weniger sie durch
den Einfluss der Ladung verzögert wird, wogegen sie um so mehr mit
dem Quadrate der Längen abnehmen muss, je mehr dieser Einfluss
sich geltend macht.
B*
Störungen des Telegraphendienstes durch
Elektricit äts ers cheinungen.
§9.
Atmosphärische Elektricität.
1. Ursachen des Einflusses der atmosphärischen Elektricität auf die
Telegraphenleitungen. Aus den uns bekannten Ursachen eines elektri
schen Stromes folgt, dass auch in den elektrischen Leitern, welche Be
hufs der Telegraphie über der Erdoberfläche isolirt sich hinziehen, ein
elektrischer Strom entstehen muss, wenn in der Luft sich freie Elektri
cität befindet. Dieselbe Betrachtung der Ursachen lehrt auch, dass der
Strom in den Leitungen auf zweifache Art entstehen kann, nämlich durch
Leitung oder durch Induction.
Ist nämlich eine Wolke mit Elektricität geladen, so kann diese einer
seits sowohl aus Entfernung, mittelst eines Funkens, als auch bei der
Berührung direkt ihre Elektricität dem Drahte mittheilen, andererseits
muss dieselbe, wenn keiner der eben genannten Fälle eintritt, verthei
lend auf die beiden Elektricitäten des Leitungsdrahtes wirken. Diese
Vertheilung kann, wie wir später sehen werden, auf mannigfache Weise
hervorgerufen werden.