Beitrag zur Fehlertheorie der Entzerrung
You Jürgen Pietschner, Dresden
Als Manuskript gedruckt! DK 526.918:526.8.002.2
Eingang: 27. 11. 1963
Ausgehend von Differentialformeln der optisch-mechanischen Entzerrung, wird eine Genauig
keitsanalyse des Entzerrungsverfahrens nach Einstellwerten und des empirischen Entzerrungs
verfahrens durchgeführt. Dabei wird ausschließlich der Einfluß zufälliger Fehler bei Entzerrung
idealen Geländes analysiert.
Abschließend werden die für die Praxis wichtigen Schlußfolgerungen diskutiert.
Obwohl das Entzerrungsverfahren seit langem in großem
Umfang als Auswerteverfahren in der Praxis angewendet
wird, sind Arbeiten über fehlertheoretische Untersu
chungen der optisch-mechanischen Entzerrung erst in
jüngster Zeit veröffentlicht worden [1 bis 4].
Im folgenden wollen wir in Anlehnung an die in [5] ver
öffentlichten Ergebnisse eine Genauigkeitsanalyse der
optisch-mechanischen Entzerrung durchführen. Dabei
wollen wir uns ausschließlich auf die Untersuchung des
Einflusses zufälliger Fehler beschränken und stets vor
aussetzen, daß Aufnahmen idealen, d. h. ebenen Geländes,
entzerrt werden sollen.
Bekanntlich besteht bei der optisch-mechanischen Ent
zerrung die Aufgabe, die projektive Zuordnung zwischen
Bild- und Gelände- bzw. Kartenebene, wie sie zum Zeit
punkt der Aufnahme bestand, wiederherzustellen.
Das kann empirisch nach einem systematischen Einpaß-
verfahren oder durch Vorausberechnung der Einstell
werte des Entzerrungsgerätes bei bekannten Daten der
äußeren Orientierung geschehen.
In mathematischer Hinsicht besteht zwischen zwei pro
jektiv aufeinander bezogenen Ebenen (bei beliebiger Lage
der Koordinatensysteme) folgender Zusammenhang:
, a n x + a 12 y + «lg
x = -
«31X + a 32 y + a 32
y' =
«21X ~f~ «22y "f" «23
«31 P «32 y P «33
(1)
Als Bedingung für die eindeutige Umkehrbarkeit der
Formeln (1) muß die Koeffizientendeterminante von Null
verschieden sein.
[ «i.Ä-1 =t= 0 ( 1 2 3 4 5 )
Die in den Formeln (1) insgesamt 8 unabhängigen Koef
fizienten sind der mathematische Ausdruck dafür, daß
[1] Bäro, W.: Der Einfluß von unregelmäßigen Einpaßfehlern auf
die Genauigkeit einer Entzerrung. Diss. Bonn 1950.
[2] Halonen, R. S.: Über die Fehlertheorie der Entzerrung. Photo-
grammetria 1950/51, H. 1.
[3] Marton,G.: Beiträge zur Fehlertheorie der Entzerrung (rum.).
Diss. Bukarest 1957.
[4] Pietschner, J.: Die Genauigkeit der optisch-mechanischen
Entzerrung. VEB C. Zeiss Nachr., Sonderdr. 1963.
[5] Marton, G.: a. a. O. [3].
zur Herbeiführung einer eindeutigen Entzerrung die Lage
von mindestens vier Paßpunkten in Bild und Karte be
kannt sein muß.
Für die Projektion mit einem Entzerrungsgerät nach
dem Typ des SEG I ergeben sich unter Beachtung der in
Bild 1 angegebenen Bezeichnungen und Koordinaten
richtungen analog den Formeln (1) folgende Umrech
nungsformeln zwischen Bild- und Projektionsebene:
. — n sin?< • x + n cosx-y -j- ne
V = : ;
X . , y smva V
— sin v a sin x + sin v a cos x ■ —- + e — 1
fe fe fe n
(8)
v cosx-x + v sin« • y -f- vd
X . y sin Va' v
— sin v a ' sin x b sin v a ' cos x • —- -j- e — 1
fe fe fe n
Die Größen e, d stellen formal die Verschiebungen des
Koordinatensystems in der Bildebene dar. Bei einer kon
kreten Entzerrung sind es die beiden Verschiebungen