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Genauigkeitsuntersuchungen am Stereokomparator 1818
aus JENA
R. Schumann
1. Einleitung
Bei der Auswahl der Arbeitsverfahren und der dazugehörigen
Auswertegeräte zur Durchführung photogrammetrischer Ar
beiten wird man sich in der Praxis davon leiten lassen, welche
Genauigkeiten sowohl in den einzelnen Teiloperationen als
auch im Endergebnis von diesen zu erwarten sind.
Der Stereokomparator 1818, der trotz Vorhandenseins großer
automatischer Auswertegeräte auch heute noch vielseitige
Anwendung findet, soll im folgenden einigen Untersuchungen
hinsichtlich seiner inneren Genauigkeit unterzogen werden.
Dabei stützen wir uns im wesentlichen auf ein Verfahren von
B. Hallert. Dieses Verfahren ist aufgegliedert in die Be
stimmung der Fehler bei Einzelbildkoordinatenmessungen
und bei Parallaxenmessungen. Die in [1] ausführlich erläuter
ten Formeln werden von uns mit einigen Abänderungen be
nutzt.
2. Fehlerdefinition
Betrachten wir zunächst einmal, welche Fehler bei der Messung
am Stereokomparator auftreten können (vgl. Bild 1):
2.1. Systematische Fehler, die auf die Genauigkeit des Gerätes
Zurückzufuhren sind
2.1.1. Maßstabsfehler dm x und dm y (affine Deformationen
infolge von Steigungsfehlern der Spindeln).
2.1.2. Mangelnde Rechtwinkligkeit zwischen den Koordi
natenrichtungen des Komparators. Der Winkel zwischen den
positiven x- und y-Koordinatenrichtungen soll mit 100 g + a
bezeichnet werden.
2.2. Systematische Fehler, verursacht durch die Einpassung des
Bildes
2.2.1. Verschiebungsfehler des Hauptpunktes dx 0 und dy 0 .
2.2.2. Kantungsfehler d y der Bildkoordinatenrichtungen x' y
zu den Koordinatenrichtungen x und y des Stereokomparators.
2.3. Persönliche Einstell- und Ablesefehler des Auswerters
Um dem Benutzer zuverlässige Informationen über die Ge
nauigkeit des Stereokomparators geben zu können, beziehen
sich unsere Untersuchungen in erster Linie auf die Geräte
fehler.
3. Verfahren der Fehlerbestinimungen
Die zuverlässigste Art, Fehler zu bestimmen, ist eine Gitter
messung mit Hilfe von Glasgitterplatten von hoher und be
kannter Präzision. Zunächst sollen die unter 2.1. und 2.2.
aufgeführten systematischen Fehler nach dem Verfahren von
B. Hat.eert untersucht werden.
3.1. Messungen von Einzelbildkoordinaten
Eine Gitterplatte wird in den Bildträger des Stereokomparas
tors derart eingelegt, daß die Koordinatenrichtungen der
Gitterplatte annähernd mit den Koordinatenrichtungen des
Komparators übereinstimmen. Unter monokularer Einstellung
werden die Koordinaten x und y von 25 Gitterpunkten, in der
Anordnung wie in Bild 2 dargestellt, dreimal gemessen. Das
heißt, um zufällige grobe Einstell- und Ablesefehler so weit
wie möglich auszuschalten, verfährt man zweckmäßig derart,
daß die Koordinaten der Punkte 11 bis 55 fortlaufend gemessen
und diese Messungen zweimal wiederholt werden. Aus diesen
drei Messungen wird anschließend der Mittelwert gebildet.
Zur Vereinfachung der Normalgleichungen werden dann die
gemessenen Koordinaten der einzelnen Punkte auf den Mittel
punkt (Punkt 33) reduziert.
Nach Vergleich der reduzierten Koordinatenwerte x und y
mit den Koordinaten x' und y' ist der Fehler der gemessenen
Koordinaten definiert als
dx = x — x' (1)
dy = V—y' (2)
In diesen Fehlern dx und cly sind die systematischen Fehler
dx 0 , dy 0 dm x , dm y , dx und d a enthalten. Es bestehen demnach
die Beziehungen:
dx — dx 0 -f- x • dm x — y ■ dx — y ■ d a (3)
dy — dy 0 -f- y ■ dniy + x • dx (4)
Aus den Fehlergleichungen (3) und (4) erhalten wir die Ver
besserungsgleichungen
V x — dx 0 + x • dm x — y • dx — y ■ d a — dx (5)
V y = dy 0 + y ■ dm y + x • dx —dy (6)
Für die spätere Bildung der Restfehlersumme, in der die
unter 2.1. definierten Fehler als Gerätefehler enthalten bleiben
sollen, gehen die Verbesserungsgleichungen (5) und (6) über in
V x = dx 0 — y ■ dx — dx (5a)
V y = dy 0 + x • dx — dy (6a)
Die Korrekturen für die systematischen Fehler ergeben sich
nach folgenden Formeln:
[dx]
dx ’-~2T
(V)
. [dy]
(8)
dx.
dm * = iüW
50 a
(9)
dm,j = ——
50 a
(10)
<г„- N '
100 а
(11)
d N2
a 50 a
(12)
darin sind :
dx x = 2 dx 31 + dx 12 — dx 14 — 2 dx 15 + 2 dx 21 +
-f- dx 22 — dx 2i — 2 dx 25 + 2 dx 31 + dx 32 —
— dx 3i — 2dx 35 + 2 dx 41 + dx i2 — dx i4 —
— 2 dx i5 + 2 dx bl + dx 52 — dx 5i —2 dx 55 • (13)
dy x = — 2 (dy xx + dy 12 + dy 13 + dy 14 + dy 15 ) —
— (dy 21 + dy 22 + dy 23 + dy 24 + dy 25 ) +
+ (dy 41 + dy i2 + dy i3 + dy i4 + dy l5 ) +
+ 2 (dy 5 i + dy 52 + dy 53 + dy 5i + dy 55 ) (14)
dx 2 = •— 2 (dx 41 + dx 12 + dx 13 + dx u + dx 15 ) —
— (dx 21 + dx 22 + dx 23 + dx 2i + dx 25 ) +
+ {dx 41 -f dx i2 + dx i3 + dx i4 + dx i5 ) +
+ 2 {dx 51 + dx b2 + dx b g + dx 5i + dx 55 ) (15)