Zur Abhängigkeit von Leuchtdichte und Auflösung
bei Stereokartiergeräten
Von Dipl.-Ing. Giinther DREYER, Karlsruhe
(Aus dem Institut fiir Photogrammetrie und Topographie der T.H. Karlsruhe)
Mit der Tatsache, daD der Operateur an einem photogrammetrischen Auswertegerit das beob-
achtete Bild auf eine von ihm als optimal empfundene Helligkeit einstellt, verbindet sich die Frage,
ob in dem gewáühlten Helligkeitsbereich auch optimale Auflósung vorhanden ist. DaD eine Abhàn-
gigkeit zwischen Auflósung und Helligkeit besteht, ist hinlánglich bekannt. [5] gibt einen Überblick
über eine Vielzahl von Untersuchungen auf diesem Gebiet.
Hiernach ist die Auflósung eine Funktion der individuellen Sehleistung des Beobachters, der
Form und des Kontrastes der Sehzeichen sowie der die Adaptation bestimmenden durchschnittlichen
Leuchtdichte des Gesichtsfeldes (der sogenannten Adaptations-Leuchtdichte).
Ergibt sich bei den zitierten Untersuchungen die Adaptations-Leuchtdichte aus der Versuchsan-
ordnung, so ist in unserem Fall die Frage nach der adaptationswirksamen Leuchtdichte nicht so ein-
fach zu beantworten. Adaptationsbestimmend ist aufer der Leuchtdichte des Okulargesichtsfeldes
vor allem das seitlich einfallende Licht der Raumbeleuchtung. Das Abwenden von den Okularen
zum Zeichentisch usw. üándert die Adaptation. Bei der freiáugigen Betrachtung objektiv projizierter
Bilder, wie sie bei Doppelprojektoren auftritt, sind die Verháltnisse zwar anders, aber deswegen
nicht einfacher.
Trotz der Unbestimmtheit der Adaptations-Leuchtdichte ist der Einfluf der Bildhelligkeit auf das
Auflósungsvermógen untersuchenswert, weil verschiedene Gerütetypen recht unterschiedliche
Leuchtdichte-Bereiche aufweisen kónnen und weil es interessant ist, ob und wie sich das Aufls-
sungsvermógen innerhalb des praktisch nutzbaren Leuchtdichte-Bereichs ándert. SchlieDlich wird
man fragen, wie sich die mit künstlichen Testen ermittelten Auflósungszahlen zu der im durch-
schnittlichen Luftbild wirklich vorhandenen Auflósung verhalten. Um diese Fragen abschátzen zu
können, haben wir an verschiedenen Gerüte-Typen zugleich Auflósungs- und Leuchtdichtebestim-
mungen vorgenommen.
Obwohl die relativ geringe Anzahl unserer Messungen nicht ausreicht, um an Hand statistischer
Kriterien ihren Wert beurteilen zu kónnen, scheint das Ergebnis interessant genug, um mitgeteilt
zu werden.
1. Begriffe
An Stelle des oben benutzten Begriffs Helligkeit wird prüziser von ,,Leuchtdichte'' gespro-
chen. Dieser in der Photometrie definierte Begriff beschreibt die für den Helligkeitseindruck
maßgebende Größe [1] 1).
Das Auflósungsvermógen des Auges soll hier als „minimum separabile”“ beschrieben werden,
nämlich als Sehwinkel J zwischen zwei eben noch als getrennt wahrnehmbaren Objekten, z. B.
parallelen Strichen. Bei gutem Licht und Kontrast der Sehzeichen zu ihrer Umgebung liegt der
physiologische Grenzwinkel etwa bei 1'. Dieses MaD wird nur unter günstigen Verhältnissen erreicht.
Man rechnet deshalb in der Praxis oft mit einem Sehwinkel von 2’. Rechnet man von Winkeleinheiten
in das Bogenmaf) um, so entspricht diesem Wert in der konventionellen Sehweite von 250 mm
ein Auflósungsvermógen von 7 L/mm.
2. Meflanordnung
a) Das Auflósungsvermógen
Das die Testfiguren tragende Glasplüttchen wurde jeweils auf die Bildträgerplatte in Bildmitte
gelegt. Die Auflósungsbestimmung erfolgte visuell. Als aufgelóst galt jene kleinste Testfigur, welche
die Balkenrichtung noch deutlich erkennen lie. Wir folgen damit [4].
; a) Praktische Mefeinheit der Leuchtdichte ist das ,,Stilb'* (sb) und das kleinere ,,Apostilb'* (asb). Um eine Vorstellung von der letz-
teren MeBeinheit zu erhalten, stellen wir uns eine diffus und verlustlos rückstrahlende weiBe Wand, die mit der Beleuchtungsstärke
250 Lux bestrahlt wird, vor. Sie strahlt mit der Leuchtdichte 250 asb zurück.
16 BuL 1/1967