Wir selbst haben uns
b) einer Methode ohne zusätzliche instrumentelle Hilfsmittel bedient, die
mit den vorhandenen Bildträgern auskommt und die nachstehend an Hand von Abb.1
erliutert sei. Wir nehmen an, daf das erste Plattenpaar 44, — Bs, wie vorhin, zum Lot
orientiert sei, und es folge die Zu-Orientierung des Paares A; — Bs. Zunüchst wird die über-
flüssige Aufnahme 4, im linken Bildträger A herausgenommen und durch die Aufnahme 4;
ersetzt. Die beiden jetzt eingelegten Aufnahmen sind vom gleichen Standpunkt 0, aus ge-
macht, das heißt, X, Y, und Z der Aufnahmeorte sind einander gleich, so daß am Autographen
zunächst die Basiskomponenten bx, by und bz zu Null gemacht werden können. Ohne an der
B-Kammer, die ja bereits orientiert ist, irgend etwas zu ändern, wird die 4-Kammer, das heift
die Aufnahme A, in der nachstehend angegebenen Reihenfolge so gekippt (A w), geschwenkt
(^ 9) und gekantet (^ x), bis die beiden Bilder sich genau decken. Ag und Ax treten dabei als
Seiten- resp. Tiefenparallaxen auf und werden für y in der Nàhe des Nadirpunktes, für x am
oberen oder unteren Rande des gemeinsamen Bildstreifens eliminiert. Da theoretisch keine
lineare Basis zwischen beiden Aufnahmen besteht, erzeugt die geringste Änderung von p
oder x an der A-Kammer eine merkbare Tiefenparallaxe, die mithilft, daß die Zu-Orientierung
mit außerordentlicher Genauigkeit erfolgt. Sie erfordert zur Durchführung übrigens
nur wenige Minuten. Wenn man jetzt den gemeinsamen Bildstreifen. abfáhrt, so hat man den
Eindruck, die, Meümarke bewege sich auf einer vollkommen ebenen Fläche. Wenn man
nach Entfernen von Aufnahme B, und Einlegen von B; in die B-Kammer letztere zur Auf-
nahme 4; relativ hinzu-orientiert, selbstverstándlich ohne diesmal an der A-Kammer irgend
etwas zu ändern, so wäre damit auch die absolute Orientierung des Paares A; — B3 erledigt.
X, Y und Z der beiden Aufnahmen B; und A; sollen (theoretisch) übereinstimmen. Nachzu-
tragen wäre noch, daß bei der Größe der modernen Hochleistungsobjektive der Abstand der
Projektionsmittelpunkte nicht mehr vernachlässigt werden kann. Bei der Anpassung einer
Aufnahme an die vorhergehende darf daher bx nicht zu Null gemacht werden, sondern der
Objektivabstand wáre als kleine Basis (etwa 3 —-4 dm) einzugeben. Diese Art der Anpassung
hat den weiteren Vorteil, daB eine besondere Orientierung der beiden Teile der Konvergent-
kammer überflüssig ist. Es ist gleichgültig, ob sich die beiden Kammerachsen in einer Ebene
befinden oder windschief zueinander verlaufen oder ob sich der Konvergenzwinkel etwas ver-
ändert oder nicht. Daher ist es auch zulässig, die Konvergentkammer aus zwei Einzelkammern
mit gemeinsamem Gestell zu bauen, wobei die Einzelkammern nach Belieben herausgenom-
men und eventuell für Senkrechtaufnahmen verwendet werden können. Hauptsache ist und
bleibt der genau synchrone Ablauf der Verschlüsse.
Es darf daher wohl festgestellt werden, daß hinsichtlich Folgebildanschluß die Konvergent-
kammer gegenüber den beiden anderen Kammertypen nicht im Nachteil ist. Es sei diesbezüg-
D
lich nochmals auf die Bemerkung auf Seite 41 verwiesen.
Senkrecht- oder Konvergentaufnahmen? Es wäre müßig und es ist auch nicht
beabsichtigt, die Konvergentaufnahmen gegen die Senkrechtaufnahmen ausspielen zu wollen.
Letztere haben große Bedeutung für entzerrte Luftbildpläne und für die Auswertung in kleinen
Mabstäben mit einfachen Geräten. Es wäre anderseits aber auch falsch, die Konvergentauf-
nahmen ablehnen zu wollen, ohne sie geprüft zu haben. Der Schreibende ist aus langjähriger
Erfahrung zu einem überzeugten Anhänger derselben geworden. Zweck dieser Zeilen war, auf
sie aufmerksam zu machen. Die endgültige Beantwortung der gestellten Frage sei der Zukunft
überlassen.
Zusammenfassung
Der Verfasser, der sich seit Jahrzehnten mit der Konvergentkammer und deren Aufnahmen
befaßt hat, gibt zunächst eine kurze Geschichte und eine Beschreibung derselben und nennt
die Bedingungen, die für die Auswertung von Konvergentaufnahmen an ein Gerät gestellt
werden müssen.
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