Scuwerz 1
Die Photogrammetrie in der Schweiz
zwischen
1956 und 1960
Landesbericht an den IX. Internationalen Kongreß für Photogrammetrie,
5. bis 16. September 1960 in London
Erstattet im Auftrag der Schweizerischen Gesellschaft für Photogrammetrie
von F. Kobold, ETH, Zürich
1. Die Anwendung der Photogrammetrie im allgemeinen
Die Photogrammetrie findet als Aufnahmemethode für topographische Karten und Pläne in der Schweiz
seit Ende des ersten Weltkrieges sehr intensive Anwendung. Ihre Bedeutung ist im Laufe der Jahre immer
mehr erkannt worden. Die Photogrammetrie hat die klassischen Methoden für die Aufnahme topographischer
Karten und Pläne, wie das Tachymeter- und namentlich das in der Schweiz früher sehr gepflegte MeDtisch-
verfahren, fast vollständig zu verdrängen vermocht. Die klassischen Methoden werden nur noch zur Aufnahme
von Lücken in der photogrammetrischen Auswertung verwendet oder wenn es sich darum handelt, von kleinen
Gebieten Pläne zu erstellen, wo sich die Photogrammetrie aus wirtschaftlichen Gründen nicht lohnt. Dabei
sind jedoch die Flüchen, für welche die photogrammetrische Aufnahme sich als zu kostspielig erweist, im Laufe
der Zeit immer kleiner geworden. Man behandelt heute sogar oft recht kleine Flüchenstücke nach der photo-
grammetrischen Methode, trotz vielleicht höheren Kosten, weil nur so die gewünschten genauen Pläne in kurzer
Zeit hergestellt werden kónnen.
Lag für die Schweiz das wichtigste Anwendungsgebiet am Anfang der Entwicklung der Photogrammetrie
in der Erstellung von Karten in den Mafstüben 1: 25000 und 1: 50000, so ist in neuerer Zeit die Aufnahme
von Plänen in großen Maßstäben besonders gefördert worden.
Die Herausgabe der neuen Karten 1: 25000 und 1:50000 geht ihrem Ende entgegen. Sie ersetzen die
im 19. Jahrhundert aufgenommenen alten Karten, die in bezug auf graphische Gestaltung noch heute als vor-
bildlich gelten. Die Blütter genügten jedoch namentlich im Hochgebirge schon lange nicht mehr den heutigen
Ansprüchen an Genauigkeit. Die neuen Landeskarten in den erwühnten Mafstüben wurden zum größten Teil
nach den Methoden der Photogrammetrie aufgenommen. Im Hochgebirge gelangte die terrestrische Photo-
grammetrie bis etwa zum Jahr 1935 zu ausgedehnter Anwendung; in den späteren Jahren und in den flacheren
Teilen des Landes erfolgte die Aufnahme nach den Methoden der Luftphotogrammetrie. Als Aufnahmemafstab
wurde im Gebirge zuerst 1 : 25000 gewählt; er wurde in der Folge mehr und mehr durch den Maßstab 1: 10000
ersetzt. Im Jura und im Mittelland dagegen erfolgten seit Beginn der Erstellung der neuen Landeskarten die
photogrammetrischen Aufnahmen ausschließlich in den Maßstäben 1:5000 und 1: 10000. Es entsteht so
der Übersichtsplan, der als Grundlage für die Karten kleinerer Maßstäbe dient. Für die Gebiete des Landes,
in denen die Grundbuchvermessung durchgeführt wird, war dieser Übersichtsplan ursprünglich als letztes
Produkt der Katasteraufnahme gedacht. Er entstand in den ersten Jahren dadurch, daß die Situation auf
Grund der Katasterpläne übertragen wurde und daß hernach die Geländeformen durch Aufnahmen im Feld