Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
    
180 Magnetische Induction. 
unmagnetischen Zustand. Eine einfache und zuverlässige Methode hierfür besteht 
bekanntlich in dem Ausglühen (s. w. u.). Aber es fragt sich, ob es nicht auch 
ein magnetisches Verfahren giebt. Dass die Anwendung einer Kraft, die an 
sich einen dem Bestehenden entgegengesetzten PM erzeugen würde, nicht im 
Stande ist, letzteren zu vernichten, und dass dies überhaupt durch Anwendung 
einer beliebigen Gegenkraft nicht möglich ist, ist nach dem Gesagten klar; bei 
geeigneter Wahl der Gegenkraft würde man nämlich zwar PM==0 erhalten, 
der Körper würde aber immer noch eine Asymmetrie gegen neue magnetische 
Einwirkungen aufweisen. Dagegen findet in den AUERBACH’schen Versuchen?) 
die folgende, von verschiedenen Seiten?) mit Erfolg benutzte Entmagnetisirungs- 
methode ihre Begründung: man lasse der Reihe nach die Kräfte -- Æ, +(Æ—e), 
— (R— 2e), +(R — 3e) ... bis zur Null herab wirken, wo Æ desto grösser zu 
wählen ist, je stärker magnetisch der zu entmagnetisirende Körper ist, aber 
lieber etwas zu gross als zu klein, und wo e môglichst klein gewählt 
werden muss, um den Zweck möglichst vollständig zu erreichen. Dasselbe 
Verfahren kann mit entsprechender Modifikation auch dazu dienen, um, 
statt des Nullzustandes, einen bestimmten magnetischen Normalzustand herzu- 
stellen®). Die Entmagnetisirungsmethode durch Stromwechsel ist hinsichtlich 
der erzeugten magnetischen Symmetrie dem Ausglühen nach EwrNG sogar noch 
überlegen, wüáhrend Andere freilich das Gegentheil behaupten. 
Magnetischer Kreis. Nach dem früheren hat ein Eisenstab die Eigen- 
schaft, die Kraftlinien aus der schwüácher magnetisirbaren Umgebung, z. B. aus der 
Luft, an sich zu ziehen, derart, dass die meisten Kraftlinien durch ihn und nur 
wenige durch die Luft hindurchgehen (vergl. Fig. 124). Er verhält sich also den 
magnetischen Kraftlinien gegenüber genau so wie ein von einem schlechten Leiter 
umgebener Leiter den elektrischen Kraft- resp. Stromlinien gegenüber, und es 
liegt nahe, diese Analogie auszubilden. Dieser Gedanke ist, auf Grund FARADAY- 
scher Andeutungen, in neuester Zeit von verschiedenen Seiten und meist im 
Hinblick auf die Wirkungsweise der Dynamomaschinen entwickelt worden, 
besonders von BOSANQUETS), SIEMENS*), HoPKINSONS), KAPP, STEINMETZ, CARTER 
u. A.?. Exakt durchführen lässt sich die Analogie für einen geschlossenen und 
gleichfórmig von der Magnetisirungsspirale umgebenen Eisenring. Benutzt man 
hier die Formeln (222) und (43) und ersetzt 9 durch //2x, wo / die Länge (der 
Umfang) des Ringes ist, so findet man 
4m 2 
7 ? 
also durch Multiplikation mit dem Eisenquerschnitt 4 und bei veränderter An- 
ordnung der Glieder die Gesammtzahl der im Eisen verlaufenden Kraftlinien 
U = 
Ani M 
TE RM 
M2 
7) AUERBACH, WIED. Ann. I4, pag. 308. 1881; 16, pag. 554. 1882 
2) z. B. schon von GAUGAIN in ähnlicher Weise: Compt. rend. 77, pag. 1074. 1873. 
3) Hierzu vergl. auch FROMME, WiED. Ann. 45, pag. 798. 1892, wo von den verschiedenen 
Zuständen des PM gehandelt wird. 
^) BosANQUET, Phil. Mag. (5) 15, pag. 205, 257, 309. 1883. 
5) SIEMENS, Berl. Ber. 1884; WIED. Ann. 24, pag. 93. 1885; Wiss. Abh., pag. 380. 
6) HorkiNsoN, Tr. R. Soc. 1886 1, pag. 331. 
7) Vergl. die 10 letzten Jahrgünge von The Electrician, El. Zeitschr. u. s. w. 
  
  
 
	        
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