Ge nn E
Meine hochverehrten Damen und Herren!
I
Es sind in diesem Winter zwanzig Jahre geworden, daß ich
die Ehre und die Freude hatte, hier in Leiden über die Einheit
des physikalischen Weltbildes zu sprechen. Ich war damals einer
Einladung gefolgt, welche mir die naturwissenschaftliche Fa-
kultät des Studentenkorps der Universität übermittelt hatte;
sie wurde wirksam unterstützt durch ein Schreiben meines Kol-
legen Hendrik Antoon Lorentz, der mir in seinem gastfreien
Hause eine freundliche Aufnahme bereitete und mich dabei zum
ersten Male den Zauber seiner Persönlichkeit empfinden lief. -
Das machte mir meinen damaligen Besuch in Leiden zu einem
der großen Ereignisse meines Lebens und stimmte mich zu
einem Dankesgefühl, das ich seitdem als einen unverlierbaren
Schatz treulich bewahre.
Wenn es mir nun heute durch die besondere Liebenswiirdig-
keit meiner Kollegen wiederum vergönnt ist, über das nämliche
Thema vor Ihnen zu reden, so kann ich mich einer tiefen Emp-
findung der Wehmut nicht erwehren, die mich bei der Erinne-
rung an jene Zeit befällt. Es fehlt in diesem Kreise der allver-
ehrte Meister, es fehlt Kamerlingh Onnes, es fehlen noch manche
andere, die damals hier zugegen waren. Aber die Wissenschaft
7