das Quantenprinzip. Diese beiden Ideen sind es im wesentlichen,
welche dem neuen Bild sein charakteristisches Gepräge gegen-
über dem älteren geben. Daß sie fast gleichzeitig in der Wissen-
schaft auftauchten, muß man in gewissem Sinn als Zufall be-
trachten. Denn sowohl nach ihrem Inhalt als auch nach ihrer
ganzen praktischen Auswirkung auf die Struktur des physika-
lischen Weltbildes verhalten sie sich gänzlich verschieden von-
einander.
Die Relativitätstheorie, welche anfänglich in den hergebrach-
ten Vorstellungen von Raum und Zeit eine gewisse Verwirrung
anrichten zu wollen schien, hat sich schließlich tatsächlich als
eine Vollendung und Krönung des Gebäudes der klassischen
Physik erwiesen. — Um den positiven Inhalt der speziellen
Relativitätstheorie mit einem Wort zu veranschaulichen, kann
man ihn vielleicht bezeichnen als die Verschmelzung von Raum
und Zeit zu einem einheitlichen Begriff. Nicht als ob Raum und
Zeit ganz gleichartig wären, sondern etwa so, wie eine reelle
Zahl sich mit einer imaginären Zahl zu dem einheitlichen Be-
griff einer komplexen Zahl verbindet. Von diesem Gesichtspunkt
aus betrachtet bedeutet Einsteins Werk für die Physik das näm-
liche, was im vorigen Jahrhundert Gauss für die Mathematik
geleistet hat. Und wenn wir den Vergleich noch fortspinnen
wollen, so können wir sagen, daß der Übergang der speziellen
zur allgemeinen Relativitätstheorie in der Physik etwas Ähn-
liches bedeutet, wie in der Mathematik der Übergang von den
linearen Funktionen zur allgemeinen Funktionentheorie.
Wenn dieser Vergleich auch, wie jeder andere, etwas hinkt,
so gibt er doch eine zutreffende Vorstellung von der Tatsache,
daß die Einführung der Relativitátstheorie in das physikalische
3 Planck, Das Weltbild der neuen Physik, 10. Aufl. 17