beobachtbar ist, oder ob eine gewisse Frage einen physika-
lischen Sinn hat, läßt sich niemals a priori, sondern immer
erst vom Standpunkt einer bestimmten Theorie aus treffen.
Der Unterschied der verschiedenen Theorien liegt eben darin,
daß nach der einen Theorie eine gewisse Größe prinzipiell be-
obachtbar, eine gewisse Frage physikalisch sinnvoll ist, nach
der andern nicht. So ist die absolute Geschwindigkeit der Erde
nach der Fresnel-Lorentzschen Theorie des ruhenden Licht-
äthers prinzipiell beobachtbar, nach der Relativitätstheorie
nicht, oder die absolute Beschleunigung eines Körpers ist nach
der Newtonschen Mechanik prinzipiell beobachtbar, nach der
relativistischen Mechanik nicht. Ebenso war das Problem der
Konstruktion eines perpetuum mobile vor der Einführung des
Prinzips der Erhaltung der Energie physikalisch sinnvoll, nach-
her aber nicht mehr. Die Entscheidung zwischen diesen Gegen-
sätzen liegt nicht bei der Natur der Theorien an sich, sondern
bei der Erfahrung. Daher genügt es zur Charakterisierung der
Überlegenheit der Quantenmechanik gegenüber der klassischen
Mechanik nicht, zu sagen, daß sie nur von prinzipiell beobacht-
baren Größen handelt — das tut die klassische Mechanik in
ihrem Sinne auch — sondern man muß die speziellen Größen
bezeichnen, die nach ihr prinzipiell beobachtbar beziehungs-
weise nicht beobachtbar sind, und dann den Nachweis führen,
daß die Erfahrung damit übereinstimmt.
Dieser Nachweis ist nun in der Tat, z. B. bezüglich der oben
besprochenen Heisenbergschen Unsicherheitsrelation, geführt
worden, soweit das bis jetzt möglich scheint, und kann als Be-
gründung für den Vorrang der Wellenmechanik angesehen
werden.
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