Scheinproblem, weil es einer wissenschaftlichen Untersuchung
unzugänglich sei.‘ Heute läßt sich das Gewicht eines Atoms bis
auf den zehntausendsten Teil seines Betrages angeben, obwohl
unsere feinsten Waagen zur direkten Messung ebenso untauglich
sind, wie eine Brückenwaage zur Messung von Milligrammen.
Daher muß man sich wohl hüten, ein Problem, für dessen Be-
wältigung vorerst kein deutlicher Weg zu erblicken ist, von vorn-
herein für ein Scheinproblem zu erklären. Es gibt eben nun ein-
mal kein Kriterium, um a priori zu entscheiden, ob ein vorliegen-
des Problem physikalisch sinnvoll ist oder nicht. Das ist ein
Punkt, der von den Positivisten vielfach übersehen wird. Die
einzige Möglichkeit, um zu einer richtigen Bewertung des Pro-
blems zu gelangen, liegt in der Prüfung der Folgerungen, zu denen
es führt. Daher werden wir auch angesichts der fundamentalen
Bedeutung, welche die Voraussetzung einer streng waltenden
Gesetzlichkeit für die physikalische Wissenschaft besitzt, die
Frage nach ihrer Anwendbarkeit in der Atomphysik nicht vor-
schnell für sinnlos erklären dürfen, sondern wir werden zunächst
einmal alles versuchen müssen, dem Problem der Gesetzlichkeit
"auf diesem Gebiet auf die Spur zu kommen.
Worin liegt denn nun aber die tiefere Ursache für das eigen-
tümliche Versagen der klassischen Physik in der Frage der Kau-
salität, wenn dafür weder die Störung, die ein physikalischer Vor-
gang durch das zu seiner Messung benutzte Instrument erleidet,
noch die mangelnde Genauigkeit der Meßwerkzeuge einen hin-
reichenden Grund abgeben kann? Offenbar bleibt nichts übrig
als die allerdings sehr naheliegende radikale Annahme, daf die
elementaren Begriffe der klassischen Physik in der Atomphysik
nicht mehr ausreichen.
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