Gegenteil, viel stärker wirkt sie durch ihren Beitrag zum posi-
tiven Aufbau. Zunächst nach der formalen Seite. Es ist allgemein
bekannt, daß die Methoden der physikalischen Wissenschaft sich
wegen ihrer Exaktheit als ausnehmend fruchtbar erwiesen haben
und daher auch für die Geisteswissenschaften in gewisser Weise
vorbildlich geworden sind. Dann aber auch inhaltlich. Wie eine
jegliche Wissenschaft ursprünglich vom Leben ausgeht, so läßt
auch die Physik sich tatsächlich niemals vollständig trennen von
den Forschern, die sie betreiben; und schließlich ist doch jeder
Forscher zugleich auch eine Persönlichkeit, mit allen ihren intel-
lektuellen und ethischen Eigenschaften. Daher wird die Welt-
anschauung des Forschers stets auf die Richtung seiner wissen-
schaftlichen Arbeit mitbestimmend einwirken; und es ist selbst-
verständlich, daß dann auch umgekehrt die Resultate seiner For-
schung nicht ohne Einfluß auf seine Weltanschauung bleiben
können. Dies für die Physik im einzelnen auszuführen, werde ich
als die Hauptaufgabe meiner heutigen Ausführungen betrachten,
Ich hoffe also, wenn auch nicht sofortige Zustimmung, so doch
wenigstens keinen direkten Widerspruch von Ihnen zu erfahren,
wenn ich behaupte, daß auch die Physik im Kampf um die Welt-
anschauung eine Waffe, und zwar eine sehr scharfe Waffe, zur
Verfügung stellen kann.
Beginnen wir mit einer Überlegung allgemeinerer Art. Eine
jede wissenschaftliche Betrachtungsweise hat zur Voraussetzung
die Einführung einer gewissen Ordnung in die Fülle des zu be-
handelnden Stoffes. Denn nur durch eine ordnende und ver-
gleichende Tätigkeit kann man die Übersicht über das vorlie-
gende und sich unablässig häufende Material gewinnen, welche
notwendig ist, um die auftretenden Probleme zu formulieren und
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