Benry Beſsſemer,
der Stahlkönig (1813 - 1898).
Es iſt mit den großen Erfindern ein eigen Ding. Nur sehr selten
kommt es vor, daß einer von ihnen nur ein einziges Mal im Leben einen
großen erfinderiſchen Gedanken hat, der Frucht trägt und seinen Namen
unsterblich macht. Ungleich häufiger sehen wir, daß das erfinderische Genie
ſich im Laufe der Zeit oftmals und auf sehr verſchiedenartigen, zuweilen
gar keinen Berührungspunkt miteinander aufweisenden Gebieten betätigt.
Während die weit überwiegende Mehrzahl der Menſchen zeitlebens keinen
einzigen techniſch-erfinderiſchen Gedanken, wenn auch von noch ſo be-
ſcheidenem Werte, produziert, ſpringen unter der Berührung des begna-
deten Erfindergeisſtes allenthalben, wo sein Zauberstab anklopft, verborgene
Quellen hervor und befruchten das Erdreich.
Noch weiß man nicht, worin das psychiſche Geheimnis des Erfinder-
genies besteht ~ nur die Tatsachen kann man beobachten und registrieren
und muß es künftigen Zeiten überlassen, daraus theoretiſche Schlüſſe von
bleibendem wissenſchaftlichen Wert zu ziehen. Und unter diesen Tatsachen
fällt die eine ganz besonders auf: daß nämlich die eminent praktiſchen
Genies, deren Erfindergeiſt der Technik allenthalben neue Wege weist, in
der Regel für die theoretiſch-wiſsenſchaftliche Seite ihres Gebietes wenig
oder zuweilen auch gar nicht Neigung und Interesſſe bekunden, während
andererseits die gelehrten oder literariſch tätigen Menſchen sehr häufig, -
ja man kann ſagen, auffallend oft für die praktische Seite des Lebens
merkwürdig wenig Sinn haben; wie allbekannt, sind ja gerade die größten
bahnbrechenden Gelehrten ungemein häufig gegenüber allen Erfordernissen
des praktiſchen Lebens von einer geradezu kindlichen Unbeholfenheit und
Naivität.
Unter den Naturen, die techniſch veranlagt ſind, und die, wie mit einer
Wünſchelrute, aus jeder Materie ergiebige Quellen entspringen zu lassen
vermögen, ſind aber dennoch nur wenige von einer so erſtaunlichen Viel-
ſeitigkeit und Fruchtbarkeit wie der Engländer Henry Beſſemer, desſſen