52 James Buchanan Eads.
Eine Zeitlang ſchien es, als ob seine Arbeitskraft dem Wirken für den
Missiſſippi und seine Schiffahrt entzogen werden solle: er gründete nämlich
1845 eine Glasfabrik in St. Louis. Es war dies ein gewagtes Unter-
nehmen, weil damals die amerikanische Induſtrie ſich noch faſt ganz auf die
Länder an der Ostküſte der Vereinigten Staaten beschränkte und der
Missiſſippi etwa die Westgrenze des Kulturlandes darstellte. Tatsächlich
ſcheiterte auch Eads’ Unternehmen, troß der großen Energie und Arbeits-
kraft des Leiters: mit einer Schuldenlaſt von 25 000 Dollar behaftet,
mußte Eads die Fabrik nach zwei Jahren schließen. Er wandte sich nun
wieder seiner früheren Tätigkeit zu und befaßte ſich aufs neue, jetzt aber
als selbständiger Unternehmer, mit dem Heben geſunkener Schiffe. Er ging
ganz in seiner Arbeit auf, um zu sparen und seine Schulden abzuzahlen,
und tatſächlich gelang ihm dies auch in dem verhältnismäßig kurzen Zeit-
raum von zehn Jahren. Auf die Begründung einer Familie verzichtete
er im Hinblick auf seine finanzielle Lage, und er ist auch im späteren Alter,
als er wohlhabend geworden war, unvermählt geblieben und als Jung-
geſelle geſtorben.
In den langen Jahren, wo sein Beruf ihn mit dem Misſsiſſippi und
ſeinen großen Nebenflüsſſen in eine so innige Berührung gebracht hatte,
daß wohl nur ganz wenige Menſchen zu finden waren, die dieſes Strom-
ſyſtem mit allen seinen Besonderheiten, Tücken und Vorzügen gründlicher
kannten als er, war ein Gedanke in ihm groß geworden, mit dem er 1856
zuerst in die Öffentlichkeit trat. Er hatte bis dahin fast ganz im Verborgenen
gelebt; jezt nun trat er aus seinem beschaulichen Daſein heraus und über-
raſchte die Welt drei Jahrzehnte lang mit immer kühneren und großartigeren
Plänen und Taten.
Sein erster Verſuch auf diesem Gebiete war freilich wenig ermutigend.
Er unterbreitete nämlich im genannten Jahre dem Kongreß in Washington
den Vorsſchlag, die großen Flüſſe des Missiſſippi, Miſſouri, Ohio und Arkansas
ſowie ihre Kanäle ſyſtematiſch von allen Hindernissen zu säubern, die ſie
der Schiffahrt bereiteten, vor allem also sie von allen Baumstämmen und
Ästen, die ſich feſtgerannt hatten, allen Wracks, die der Schiffahrt ein Hin-
dernis waren, und von allen sonstigen Bestandteilen, die den Verkehr zu
Wasser beeinträchtigten, zu befreien. Er erbot ſich, alle hierfür erforderlichen
Arbeiten in einer Reihe von Jahren durchzuführen und zu beendigen. Sein
Angebot wurde jedoch nicht angenommen: er war ein noch zu unbekannter
Mann, und man wußte noch nicht, daß er eine von den ſeltenen Persönlich-
keiten war, die unter allen Umſtänden leisteten, was sie einmal versprochen