Full text: Die organischen Nahrungstoffe und ihr Verhalten im Zellstoffwechsel (1. Teil)

  
56 Ill. Vorlesung. 
Sehr verbreitet sind in der Pflanzenwelt die sogenannten Mannane 
Sie liefern bei der vollständigen Hydrolyse Mannose. Sie sind ein sehr 
wichtiges Reservekohlehydrat der Palmensamen. Sie sind aber auch in 
vielen anderen Pflanzenarten aufgefunden worden. Es scheint auch bei 
dieser Gruppe nicht geglückt zu sein, einheitliche Individuen zu isolieren. 
Zu erwähnen wären noch die Galaktane, die aus Galaktose aufgebaut 
sind und die Manno-galaktane, die bei der Hydrolyse Galaktose und 
Mannose liefern. Da es sich bei allen diesen Polysacchariden sicher um Ge- 
mische aller möglichen Verbindungen handelt, seien sie hier nur angeführt, 
um ein Bild von der großen Mannigfaltigkeit der Polysaccharide in der 
Pflanzenwelt zu geben. 
Von Polysacchariden, die im wesentlichen nur in der Pflanzenwelt 
vorkommen und die, soweit unsere Kenntnisse reichen, auch nur für diese 
von Bedeutung sind, seien noch die folgenden erwähnt. Von den ver- 
schiedensten Pflanzen werden, besonders, wenn Zellen erkranken oder ver- 
letzt werden, eigenartige Produkte, Gummisubstanzen genannt, abge- 
sondert. Sie sind nicht einheitlich zusammengesetzt. Man hat auch 
gummiartige Substanzen im Harn gefunden und von tierischem Gummi 
gesprochen. Diese Bezeichnung ist jedoch eine ganz willkürliche, denn 
niemand hat diese Polysaccharide so charakterisiert, daß ihre Zugehörigkeit 
zu Gummiarten feststeht. Auch die pflanzlichen Gummisubstanzen sind 
mehr nach ihrem Vorkommen und ihren Eigenschaften als nach ihrer Zu- 
sammensetzung zusammengefaftt worden. Es handelt sich wohl immer um 
ein Gemisch der mannigfaltigsten Polysaccharide. Eingehend untersucht ist 
eine Gummiart aus Hefe.?) Sie liefert bei der Hydrolyse Mannose und 
Glukose. 
In Samen, Holzkórpern, Rinden von Báàumen usw. sind Polysaccharide 
aufgefunden worden, die sich in mancher Beziehung scharf von der Zellu- 
lose unterscheiden. Die ganze. Gruppe hat von E. Scehulee?) den Namen 
Hemizellulosen erhalten. Auch sogenannte Reservezellulosen hat 
man unterschieden. Erwàáhnt seien ferner die in Getreidearten so häufigen 
Amylane. Weit verbreitet sind auch die Pflanzenschleime. Sie finden 
sich meist in besonderen sogenannten Schleimzellen. Bei der Hydrolyse 
liefern sie Pentosen und Hexosen — meistens Arabinose und Galaktose. 
Der Agar-Agar, der zu mannigfaltigen Zwecken Verwendung findet, 
z. B. als Nährboden für Bakterien, ist ein solcher Schleimstoff. Er findet 
sich in Meeresalgen, den Florideen. Zu erwähnen sind ferner die Pektin- 
stoffe. Sie finden sich in fleischigen Früchten, in Wurzeln usw. und ent- 
halten unter anderem Arabinose, Galaktose, Methylpentosen und Methyl- 
alkohol. Es gelang v. Fellenberg?) den Nachweis zu führen, daß das 
Pektin der Methylester der Pektinsäure ist. Die Pektinsäure selbst 
liefert bei der Hydrolyse d-Galaktose und d-Galakturonsäure.#) Die 
letztere hat entsprechend der d-Galaktose die Konfiguration: 
! E. Sulkowski: Berichte der Deutschen Chem. Gesellsch. 27. 497, 925 (1894). - 
H. Euler und A. Fodor: Zeitschr. f. physiol. Chemie. 72, 339 (1911). 
7?) E. Schulze, E. Steiger u. W. Maxwell : Zeitschr. f. physiol. Chemie. 14. 227 (1890) 
?) Vgl. Th. v. Fellenberg: Mitt. a. d. Gebiete d. Lebensmitteluntersucbungen 
(veroffentl. vom Sehweizer Gesundheitsamt) 5. 172. 295 (1914); 7. 42 (1916); 8. 1 
(1916). — Biochem. Z. 85. 118 (1918). 
*) Felix Ehrlich: Chem. Ztg. 41. 197 (1917). — Vgl. Synthese Emil Fischer: 
Berichte d. Deutschen Chem. Gesellsch. 23. 937 (1890); 24. 2142 (1891). 
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