694 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller.
Der Referent schloß, indem er in Erinnerung brachte, daß
wohl der beste Kenner des Arbeiterversicherungswesens, der ge—
wesene Präsident des Reichsversicherungsamtes, von Bödiker, vor
einigen Jahren mit seinem Plane für die Reorganisation der
Abeiterversicherung vorgeschlagen habe, das Kapitaldeckungs—
verfahren für die Invalidenversicherung aufzuheben und durch das
Umlageverfahren zu ersetzen. Jetzt beschreite man den umgekehrten
Weg. Man wolle das Umlageverfahren für die Unfallversicherung
abstellen und dafür das Deckungsverfahren mit seiner unnöthigen
Kapitalansammlung einführen. Der Centralverband solle durch
Annahme des Beschlußantrages X dagegen Stellung nehmen.
Auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde sofort in die Berathung
der einzelnen Beschlußanträge eingetreten.
Stumpf-Osnabrück erklärte sich mit dem Sinne der einleitenden
Sätze einverstanden, befürwortete aber eine Milderung der das Vor—
gehen der gesetzgebenden Gewalten kennzeichnenden Ausdrucksweise.
Dagegen bemerkte der Referent Dr. Beumer, er sei von
dem Standpunkte ausgegangen, daß gerade so wichtige Gesetze,
wie die Unfallversicherungsgesetze, doch unmöglich mit der Eile be—
handelt werden dürfen, wie es thatsächlich im Reichstage geschehen
sei. Er glaube, daß die Stimmung im Reichstage gegen die
Industrie durch den Wortlaut des vorgeschlagenen Beschlußantrages
nicht verschlimmert werden würde, denn sie könne nicht schlimmer
werden, als sie in dem eingeschlagenen Verfahren zum Ausdruck
gelange. Er wiederhole, daß die Zeit für die Mitglieder des
Reichstages nicht ausreichend gewesen sei, sich in die Materie ein—
zuarbeiten, und daß die Berathungen in der Kommission zu einer
Zeit geführt worden seien, bis zu welcher keine Berufsgenossenschaft
und keine andere freie Körperschaft irgend Gelegenheit gehabt
hätte, sich über die Vorlage zu äußern. Die Versammlung sei
mit ihm sicher darüber einig, daß überhaupt auf gesetzgeberischem
Gebiete mit einer Hast vorgegangen werde, die für das wirthschaft—
liche Leben unmöglich von gutem Erfolge begleitet sein könne.
Nach seinem Dafürhalten sollte die Industrie diesen Anlaß benutzen,
um dagegen in der vorgelegten Form Stellung zu nehmen. Dem
Reichstage geschehe nur, was ihm zukomme.
Der Vorsitzende, Geh. Finanzrath Jencke, gab zu, daß man
über die Wortfassung verschiedener Ansicht sein könne.