Full text: Kant

ht ABSCHNITT III 
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= ÄSTHETIK, TELEOLOGIE UND DIE EINHEIT 
ee DES KULTURBEWUÜUSSTSEINS 
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lee ı 4. Der ästhetische Wert 
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;ht 1. Der Primat der praktischen Vernunft bedeutete für die bisher 
on erreichte Erkenntnis des kantischen Systems das höchste Einheits- 
prinzip, bis zu dem Kant vorgedrurgen ist. Es hatte sich als ein nicht- 
theoretisches Prinzip erwiesen, es war nicht dem Gebiete der forma- 
len und abstrakten Ebene logischer Einheitsgesetze entnommen; 
gleichwohl bindet es die letzten theoretischen Probleme zusammen. 
Das Prinzip dieser Verknüpfung ist die Ichheit; die Ichheit indessen 
in einem höheren Sinne, als sie ihr Gebrauch im theoretischen Haupt- 
werke ausweist. Sie ist die Ichheit, sofern diese sich selbst zu ver- 
stehen sucht; sie ist zum reflektierenden Ich geworden. Sie ist die 
Einheit des Ich, das sich in dieser Einheit reflexiv begreift und gleich- 
sam im eigenen Tun, im fortgehenden Prozeß der Erkenntnis zu sich 
selbst zu kommen sucht. Das Ich sucht sich als Gestaltungsmöglich- 
keit der theoretischen Sinninhalte, die von den abstrakten wissen- 
schaftlichen Methoden bis hinab in das einzelne der Wirklichkeiten 
des Lebens reichen, zu begreifen. Diese Gestaltungsmöglichkeit ist 
dabei zugleich Gestaltungsforderung, indem dieser Sinngehalt des Ich 
in den Bereich der Werte gezogen ist. Die Einheit der Vernunft als 
das einheitliche Bewußtwerden der Werte wird im praktischen Pri- 
mat erfaßt. 
Doch ist diese Einheit damit zunächst gleichsam nur am Gipfel des 
ganzen Systems hergestellt. Die einzelnen Wege, die zu ihm hinauf- 
führen, sind durch eine unübersteigliche Kluft voneinander getrennt; 
es ist die Kluft zwischen dem theoretischen und praktischen Verhalten, 
die immer noch besteht, wenngleich es gelang, schon innerhalb der 
Kritik der praktischen Vernunft verbindende Fäden aufzuzeigen; 
und in der Religionsphilosophie wußte Kant geradezu eine Brücke 
zwischen diesen Grundwerten der Kultur zu schlagen; allein sie war 
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