Full text: Die geistige Botschaft romanischer Bauplastik

Der Bildinhalt der romanischen Bauplaltik in 
gchöngrabern, Nieder-Dongdu 
Einleitung 
Die romanische Pfarrkirche von Schöngrabern in Nieder-Donau 
trägt an der Außenwand ihrer Apsis einen einzigartig reichen Skulp⸗ 
urenschmuck, dessen inhaltliche Bedeutung bisher weder gründlich un— 
lersucht noch befriedigend erklärt worden ist. Die Anordnung der Bild⸗ 
werke verrät auf den ersten Anblick, daß hier eine Gedankenfolge in 
drei Haupibildflächen aufgeteilt ist, demnach eine Dreiteilung des The⸗ 
mas vorliegt. Die durch kein Voruͤrteil beeinflußte, nichts als neben— 
sächlich und „rein dekorativ“ übergehende Untersuchung hat ergeben, 
daß nicht bloß die Bilder und Szenen von Menschen und von Tieren, 
on dern auch die Ornamente der Kapitelle, Konsolen und Säulenschäfte 
em Gesamtinhalt der Flächen, zu denen sie gehören, entsprechen und 
ihn ergänzen. 
Die zeitliche Reihenfolge, in der die Erkenntnisse in jahrelanger 
Arbeit gewonnen woͤrden find, kann in der Darlegung der Ergebnisse 
nicht eingehalten werden, die an die Aufeinanderfolge der Skulpturen 
gebunden ist. Auch ist eine gründliche Beweisführung mit Hinweisen 
auf Parallelbeispiele im weiten Gebiete der romanischen Plastik hier 
nicht möglich; eine Auseinandersetzung mit den bisherigen Ausdeu— 
tungsversuchen ist nicht beabsichtigt. 
Baugeschichtliches 
Urkundliche Nachrichten über die Entstehung der Kirche und den 
Kirchenbau find nicht bekannt. Als Entstehungszeit für das Gebäude 
und die Skulpturen darf das erste Drittel des dreizehnten Jahrhun— 
derts angenommen werden. Im achtzehnten Jahrhundert wurde das 
romanische Westportal zerstört, um die Kirche zu verlängern und an 
die Westfassade einen Tuͤrm, anstatt des ehemaligen Turmes üher dem 
Chorquadrat, anzubauen. Trotz einiger aufgefundener überreste kann 
ein Bild des romanischen Westportals nicht mehr rekonstruiert werden. 
Baubeschreibung 
Das Kirchenschiff besteht aus zwei quadratischen Jochen, daran 
schließt fich nach Osten ein kleineres Chorquadrat, an dieses die noch 
etwas schmälere Apsis, deren Außenwand die reiche Skulpturenaus— 
ftattung trägt. In den Ecken des Chorquadrates (im Inneren) befin— 
den fich Ecksäulen mit plastischem Kapitellschmuck. An der südlichen 
Außenwand sind, nicht erst später, sondern in der Erbauungsszeit, zwei 
Reliefs mit Monatsbildern eingesetzt. 
Einteilung der Apsiswand 
vier halbrunde Saäulen teilen die Apsiswand ain drei vertiefte Bild⸗ 
flächen. In jeder Fläche ist ein Fenster, an dessen Halbrundschluß je 
ein Figurenpaar angepaßt ist. Die Kapitelle der Halbrundsäulen stüt— 
zen viermal'ein Rundbogenfries, dessen Konsolen schmucklos sind bis
	        
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