sie vertrauen und anhängen. Wissen wir dann, daß die Bilder dieser
nördlichen Fläche von Widerstand und Kampf gegen den Satan berich⸗
ten, dann erkennen wir in diesem Kopfe das Bild des Teufels in sei—
ner vornehmen Erscheinung als „Fürst dieser Welt“. So ist er gerade⸗
zu königlich gestaltet mitten in der Konsolenreihe am Vorbau von St.
Stephan in Wien: der Fürst dieser Welt zwischen seinem Anbeter und
einem Opfer, das des Teufels Lohn empfängt. Das nördliche Fenster—
bild stellt also den Teufel und seinen Anhang dar. Die zwei Personen
sind bartlos; die Kleidung gibt nicht an ob Mann und Weib, die Naht
an der Achsel der westlichen Gestalt ist auch am Bilde des Kain, dexr die
Garbe opfert (Ostfläche) bemerkbar, also kein Merkmal weiblicher Klei—
dung, wie behauptet wurde. Auch aus der kürzeren Gewandung des
Paares kann kein Schluß gezogen werden. Der Bildhauer wählte die—
ses Mal enges Kleid, weil die Arme emporgehalten, am Teufel hän—
gend, mit weiten Aermeln ete. Schwierigkeit der Darstellung und Un—
klarheit des Bildes verursacht hätten. Wegen der emporgestreckten
Arme gab er dem Paare auch kleinere Figur, damit unten die Fußbret—
ter in gleicher Höhe, wie am östlichen Fenster bleiben. Es sind zwei
gleichbedeutend wie viele) Menschen, die sich an Teufels Bart und
haare hängen, seinen Versprechungen glauben, da er als Fürst dieser
Welt zu ihnen spricht: „Alles will ich euch geben ... wenn ihr mich
anbetet, als euren Herrn anerkennet“ (nach Matth. 4, 9).
Die drei Bilder über den Apsisfenstern geben die Aufschriften zu
den drei Bildgruppen: Süden: die Sünde, Osten: der Tod, Norden:
der Teufel.
Die Bildwerke der südlichen Fläche
Das Bild über dem Fenster gibt die Aufschrift „Die Sünde“ ge—
gen Christus, den Gesetzgeber und Richter. Unter dem Fenster: Sie
Sünde der Stammeltern, der Teufel als Verführer und Tod. Westlich:
Ein Sünder wird gerichtet. Ostlich: Eine Sünderin wird in die Hölle
geschleppt.
nten. In der Mitte steht der typische, romanische Paradiesbaum.
Adam pflückt, Eva ißt. Paradieses-Unschuld geht verloren, die Para⸗—
dies⸗Ehe wird zur Qual für Mann und Weib. Um den rechten Arm
Evas windet, sich die als Drache gestaltete Schlange, der Teufel als
Seelenverderber; nach Adams linkem Arme greift der nochmals dar—
gestellte Teufel als Menschenmörder, als Tod, mit aufgerissenem
Maule, auffallend ähnlich dem Mittelkopf über dem östlichen Fenster,
dem Tod, —V
ist nicht, wie Iust immer, am Baume, sondern an Evas Arm, uͤm in
zweimaliger Darstellung des Teufels das Bild als Programm für das
Gesamtbildwerk der Apsfis erkennen zu lassen: Sünde, Tod und Teu—
fel, hier in einem Bilde.
Sühdwestl ich. Im Westen, darum meist am Westportale, sieht das
Mittelalter das Gericht. Hier ist die Szene des Sondergerichtes über
die Seele gleich nach dem Tode gegeben. Der männliche Leichnam liegt
am Boden; St. Michael, der Seelenwäger, hält in der Rechten das
Buch, worin die Werke des Menschen geschrieben stehen, in der Linken
die Waage; die Waagschale der guten Werke hat das übergewicht über
die der bösen Werke, obgleich der Teufel diese letzteren drückt und ein
weiterer Teufel noch Suͤndenlasten herbeischleppi.
Süsdöstlhich. Hier führt der Teufel eine stolze Weltfrau mit wal—
lendem Schleier, langen Hängeärmeln und Schleppe, auf der sich ein
Teufel bequem macht und mitfahren läßt, in die Hölle. Diese ist als
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