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Kreis Heiligenstadt,
Besitz des Stiftes Heiligenstadt. 1545 erklärt Burchard von Hanstein, Propst
des Stifts zu Heiligenstadt, daß die Kirche in Wiesenfeld nicht so- versorgt sei,
daß ein tauglicher gelehrter Pfarrherr vom Einkommen leben könne. Er ver-
besserte deshalb mit seinen Brüdern Lippold, Kurt und Martin von Hanstein
die Pfarre mit 200 Gulden und belehnte seine Brüder mit dem Patronatsrechte,
damit sie einen tauglichen Pfarrherrn bestellen möchten.
Die am Südrande des Dorfes gelegene Kirche, St. Petri - Pauli, liegt aus-
nehmend schön auf einem Hügel und beherrscht mit ihrem Turme das Dorf
und die weitere Umgebung. Der Turm ist hier vor der Westfront mit quadra-
tischem Unterbau gegen das Schiff abgesetzt, die Haube hat die übliche Form
(s. Abb, bei Freienhagen). Das Schiff mit Sechseckchor hat Außenflächen in
unregelmäßigen Quadern (s. Abb. 355), leicht vorgelegte Pilasterstreifen mit Kapitäl
und ein kräftiges steinernes Hauptgesims. Die Fenster sind durch Ellipsenbogen
mit Schlußsteinen abgeschlossen; desgleichen das Turmportal gegen Westen. Das
Südportal dagegen hat die sehr gefällige Ausbildung erfahren, die in der Ab-
bildung dargestellt ist. Die Inschrift hieran ist ein Chronostikon und lautet:
38T HARC sACra DoMVs reral rAVLIQVE rarronil und 17— 68.
Leider hat man nachträglich eine nach außen schlagende Tür anbringen zu
müssen geglaubt und durch die rohe Art, wie dies am Gewände ermöglicht
ist, das Ganze sehr geschädigt. An der Ostseite des Chors ist eine flachbogige
Nische mit Heiligenfigur und ovalem Fenster. Dabei folgende Inschrift im Bogen:
TABERNACVLVM DerI sVs srzCIn ranls (1768).
Das Innere ist mit drei Kreuzgewölben ohne Gurtbogen auf ausgekragten
Gesimsen überdeckt, der Chor hat ein dementsprechendes Gewölbe. Der reiche
Barockaltar ist mit geschwungenen Säulen ausgestaltet. Das plastische Mittel-
bild, das die Krönung der Maria darstellt, wird von den Gestalten des Petrus
und Paulus flankiert. Denen zur Seite steht noch der heilige Laurentius mit
dem Roste und ein Bischof mit dem Kreuze in weißem Gewande. In den oberen
Gesimsen thronen acht Engelsgestalten. Über dem Tabernakel die Darstellung
des Schweißtuches der Veronika. Der Taufstein ist dem in Lenterode (s. Abb.
dort) sehr ähnlich gestaltet, nur ohne Ornament. Die Kanzel ist neu, die
Gestühlwangen in der üblichen Form (s. Abb. bei Kreuzeber), jedoch hier ziemlich
roh geschnitzt. In den Fenstern sind noch Reste älterer Blumenverglasung mit
Buchstabenformen vorhanden, ähnlich wie in Döringsdorf.
Die beiden Glocken im Turme sind 1869 von Ulrich in Apolda gegossen.
Wilbich.
Katholisches Kirchdorf mit 392 Einwohnern, Filial von Großbartloff, 15,5 km
südlich von Heiligenstadt. Es ist aus drei kleinen Dörfern, Ober-, Mittel- und
Unter-Wildebach, verschmolzen. Diese waren ein Zubehör der Burg Bischofs-
stein und gehörten zum Banne Ershausen. Bis gegen das Ende des 15. Jahr-
hunderts waren sie ein Besitz der zur Burgmannschaft des Bischofssteines ge-
hörigen Ritter von Ershausen. 1420 belehnte Erzbischof Konrad von Mainz die