Full text: Mineralische Kohle (Heft 74)

      
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
    
   
    
  
     
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
    
7. Pechar, Dr.A. beez. 
Ohne die Kohle wäre dıe europäifche Arbeit unendlich weniger wirkfam, 
fie wäre aber auch nicht — frei. Jahrtaufende hindurch waren unfere nordifchen 
Länder vor die Alternative geftellt, entweder auf die feineren und edleren Schätze 
der Cuitur zu verzichten, oder die zur Erringung derfelben erforderliche Arbeit 
auf die Schultern unterjochter Bevölkerungsfchichten zu werfen, welche als Sclaven 
oder Leibeigene ohne Möglichkeit des Emporfchwingens ein beklagenswerthes 
Dafein frifteten. Die Neuzeit hat uns von diefer betrübenden Alternative befreit. 
Wie viel Schwierigkeiten auch noch zu überwinden fein mögen — darüber kann 
kein Zweifel mehr beftehen, dafs die Maffe der Bevölkerung, die arbeitenden 
Claffen, in einem grofsen Auffchwunge begriffen find und befferen Tagen entgegen 
gehen. Wirverdanken diefs dem Mafchinenwefen. Die eifernen Sclaven, von denen 
fchon Ariftoteles fprach — wir befitzen fie in unferen Mafchinen. Indem wir die 
mechanifche Kraft in unferen Dienft nehmen, damit fie die rauhefte und fchwerfte 
Arbeit thue, wirken wir zugleich im Sinne der Cultur, indem die menfch- 
liche Arbeit immer veredelter, immer geiftiger wird und fich immer mehr zur 
Leitung und Führung mechanifcher Arbeitskräfte auffchwingt. Die letzteren aber, 
die Mafchinen, entftanden unter Mitwirkung der Kohle, werden gefpeift mit Kohle, 
und diefe Genügfamkeit unferer eifernen Sclaven ift es, welche es ermöglichen 
mufs, dafs fich bei der Production immer gröfsere Ueberfchüffe ergeben und die 
europäifche Arbeit ftets lohnender fich geftaltet. In folcher Weife wird die Kohle 
auch zum wirkfamften Helfer bei Löfung der focialen Fragen. Alfo Licht, Wärme, 
Kraft, Beförderung der Cultur, gefteigerte Wirkfamkeit der Arbeit, Erleichterung 
der focialen Uebel der Menfchheit, — das Alles knüpft fich an die Kohle. 
Die Kohle auf der Weltausftellung. 
Wennim Hinblicke aufdie in Vorftehendem angedeuteten Gefichtspunkte die 
Wichtigkeit der Kohle kaum hoch genug angefchlagen werden kann, fo fällt die 
Thatfache um fo mehr in die Augen, dafs die Vertretung des Artikels auf der Aus- 
ftellung nicht einmal ein annäherndes Bild von feiner induftriellen Bedeutung 
gegeben hat. Der Erfte Artikel in der wirklichen Induftrie erfchien auf der Aus- 
ftellung faft als letzter. Diefs Schickfal hatte übrigens die Kohle nicht allein in 
Wien, fondern auf allen Weltausftellungen, und der leicht erfichtliche Grund diefer 
Erfcheinung liegt im Charakter der Waare, welche theils zu bekannt, theils zu 
unfcheinbar, theils zu wenig individualifirt, namentlich aber nach ihrem inneren 
Gehalte zu fchwer zu erkennen und zu fchätzen ift, um als Ausitellungsobject für 
den blofsen Anblick zur richtigen Geltung zu gelangen. 
Die im Prater ausgeftellten Kohlen erfchienen daher nur als Proben und 
Mufter, durch deren Vorführung die Länder, bei welchen eine Kohleninduftrie 
entweder noch nicht befteht oder noch neu ift, die Aufmerkfamkeit von Capitaliften 
und Unternehmern aufihre noch nicht genügend erfchloffenen unterirdifchen Schätze 
lenken wollten, während bei den alten Kohlenländern, welche einer folchen 
Erregung des Intereffes nicht mehr bedürfen, mehr die Abficht hervortrat, die 
Entwicklung und den Umfang ihrer Kohlenprodudion anfchaulich zu machen. 
Hier fiel alfo der Schwerpunkt in die wiffenfchaftlich-ftatiftifche Darftellung, eine 
Richtung, welcher diefer Bericht fich anzufchliefsen hat, indem er aus den ein- 
zelnen Mittheilungen die allgemeinen Ergebniffe zu ziehen verfucht. 
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Fortfchritte und Veränderungen feit 1867. 
Die technifchen Fortfchritte im Kohlen-Bergbaue und insbefondere im 
Mafchinenwefen werden in einem fpeciellen Berichte dargeftellt. In aller Kürze 
fei hier nur erwähnt, dafs die Weltausftellung eine beträchtliche Reihe von Ver-
	        
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