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Mineralifche Kohle. Zt
Während alfo die Zahl der Segler von 1868 bis 1872 nicht unbeträchtlich
abnahm, hat fich die Dampferflotte binnen vier Jahren um faft 25 Percent nach
der Zahl und um faft I00 Percent nach dem Tonnengehalte vergröfsert. Die Zahl
der Dampffchiffe beläuft fich bereits auf 4343 und repräfentirt demnach ein
geradezu riefiges Capital. Da nun gerade hinfichtlich des Capitalreichthums fich
kein anderes Volk auch nur entfernt mit dem englifchen vergleichen kann, fo ift
erfichtlich, dafs die Ueberlegenheit Englands um fo gröfser werden mufste, je
mehr der Seehandel von den billigeren Segelfchiffen auf die theueren, aus Eifen,
Stahl und koftbaren Hölzern zufammengefetzten Dampfer überging.
Jede Vermehrung der Dampfer fetzt aber wieder erhöhten Export von
Kohle voraus, denn die Dampfer erfordern zahlreiche Segler, welche, als Laften-
knechte mit Kohlenladungen den Dampfern vorausgefandt, das Brennmaterial in
die verfchiedenen Kohlenftationen vertheilen.
Es ift daher nicht zu viel gefagt mit der Behauptung, dafs Kohle die
Bafıs auch des englifchen Seehandels bilde. Dampfer verbrauchen die Kohle
direct; Segler aber bedürfen derfelben als Ballaft oder Fracht, und ftets fanden
fie in Newcaftle oder Cardiff Arbeit und Lohn. Kein anderes Frachtobjedt
exiftirt, welches fo leicht zu befchaffen, fo ficher aufzubewahren und fo allgemein
verkäuflich wäre, wie Kohle. Der Kohlenhandel über See galt daher mit Recht
als die Nährquelle und Schule der englifchen Schifffahrt, und es ift begreiflich,
dafs auch aus diefen Gründen die Theuerung der Kohle, welche geeignet wäre,
in das mächtige Geflechte der englifchen Schifffahrts-Intereffen einen Rifs zu
machen, nicht nur von den Rehdern, fondern auch von den englifchen Staats-
männern mit gröfster Sorgfalt verfolgt wird.
Die Ausfuhr von Kohle und Coke aus England betrug im Jahre 1871
12:7 Millionen englifche Tonnen und fteigerte fich im Jahre 1872 auf ı3'2 Millio-
nen Tonnen. Im Jahre 1873 ging die Ausfuhr auf 12:63 Millionen Tonnen zurück.
Demnach zeigt die Ausfuhr von 1873 gegenüber dem Jahre 1872 einen Rückgang
von 1/, Million englifche Tonnen oder circa Io Millionen Centnern. *®
Ganz anders ftellt fich das Verhältnifs, wenn man ftatt der Mengen die
Werthe ins Auge fafst. Dann ergibt fich das Refultat, dafs die Kohlenausfuhr im
Jahre 1871 einen Werth von 6'24 Millionen Pfund Sterling, im Jahre 1872 von
10:44 Millionen Pfund Sterling und im Jahre 1873 nicht weniger als 13'2 Mil-
lionen Pfund Sterling repräfentirte. Bei diefen officiellen Angaben wurde für
1871 ein Preis von 10 s. per englifche Tonne, für 1872 ein Preis von I6s. und
für 1873 ein Preis von 22 s. zu Grunde gelegt. Thatfächlich waren jedoch die
Preife in 1872 und 1873 viel höher. Bedenkt man nun ferner, dafs nur die Gruben-
preife berückfichtigt wurden, während die aus England exportirten Kohlen-
mengen bei dem Verkaufe an den europäifchen Küften oder gar überfeeifchen
Plätzen einen um das Mebrfache erhöhten Werth repräfentiren, fo ergibt fich, dafs
der wirkliche Werth, welchen die Steinkohlen-Ausfuhr aus England in Form
von Productionsgewinn und Handelsgewinn der Kaufleute, Rheder, Affecurateure,
der Schiffsmannfchaft und Anderer für die Nation bietet, mit dem Betrage von
ıı bis ı3 Millionen Pfund Sterling per 1873 auch nicht entfernt erfchöpft it,
fondern vielleicht auf das Drei- bis Vierfache erhöht werden mufs.
Diefe Verhältniffe find wichtig und wir verweilten bei denfelben ausführ-
licher aus dem Grunde, weil England das einzige Land ift, welches den Welt-
handel mit Kohle verforgt und folglich eine Ueberficht des englifchen Kohlen-
handels zugleich eine Darftellung des Welthandels in Kohle ift; abeı
auch defshalb, um darzuthun, dafs grofse Anftrengungen gerechtfertigt find, um
* Zu der Menge der Ausfuhr von ı2'63 Millionen des Jahres 1873 kommt noch ein
Betrag von 1'68 Millionen Tonnen Kohle, beftimmt für Dampfer, die im auswärtigen Handel
befchäftigt find. Ob der entfprechende Poften für 1872 nicht ausgewiefen ward oder in der
Exportziffer von ı3°2 Millionen Tonnen enthalten fei, darüber geben die officiellen Handels-
ausweife keine beftimmte Notiz.