Full text: Mineralische Kohle (Heft 74)

        
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
    
Mineralifche Kohle. 31 
Nordens, in den zahlreichenZuckerfabriken, Spinnereien, Webereien und Mafchi- 
nen-Werkftätten zur Verwendung. Obwohl gerade das Becken des Nordens im 
fchärfften Concurrenzftriche der englifchen, belgifchen und deutfchen Kohle 
liegt, hat fich deffen Förderung dennoch in wenig Jahren von %/, Million auf 
2 Millionen metr. Tonnen (40 Millionen Centner) gehoben. 
2. Einen ganz abweichenden Charakter von der nördlichen Ablagerung 
zeigen die Kohlenreviere in der Mitte von Frankreich. In die Zerklüftungen der 
granitnen Hochfläche gebettet, welche die Mitte Frankreichs bildet, tritt hier die 
Kohle in zahlreichen kleinen Mulden oder Neftern auf, in diefen aber oft mit 
einer grofsen Mächtigkeit. Die’ Kohle eignet fich befonders für die Zwecke der 
Bifeninduftrie. Wichtig find hier die Kohlenreviere der Loire und der Rive deGier, 
auf welche die Eifen- und Stahlinduftrie von St. Etienne gegründet ift; ferner das 
Becken der Seine und Loire, wo die Kohle bis zu einer localen Flözmächtigkeit 
von 20 bis 39 Metern anfteigen foll. Diefer Gruppe gehören die Werke von 
Blanzy, Montchanin, Epignac und befonders des Creuzot an, deffen fchöne Kohlen 
auf der Weltausftellung zu fehen waren. Abgefehen von dem Verbrauche der 
benachbarten Fabriken geht die Kohle aus dem Becken der Mitte auf zahlreichen 
Canälen und Bahnen ftrahlenförmig nach Lyon, Paris, Burgund und der Frei- 
graffchaft und ftöfst auf der Loire mit der englifchen, im Nordoften mit der 
belgifchen und weftlich der Vogefen mit der Saarbrücker Kohle concurrirend 
zuiammen. Die jährliche Production diefes Beckens beträgt 6 bis 7 Millionen 
metr. Tonnen. 
Das bekanntefte induftrielle Werk diefer Gruppe ift die Actiengefellfchaft 
‚le Creuzot“, die im Jahre 1873 715.000 metr. Tonnen Steinkohle producirte. 
Dieses Werk erzeugt ferner, wenn man die für 1873 und 1874 neu projedtirten 
Erweiterungen berückfichtigt, mit 15.500 Arbeitern und 308 Dampfmafchinen von 
19.000 Pferdekraft 180.000 Tonnen Gufseifen, 90.000 Tonnen Schmiedeeifen, 
60.000 Tonnen Stahl und 100 Locomotiven im Werthe von 7 Millionen Francs 
und andere Mafchinen und Brücken im Werthe von 81/, Millionen Francs. Die 
Gefellfchaft verdiente mit einem Adtiencapitale von ı8 Millionen Francs in 1872 
bis 1873 4:46 Millionen Francs und vertheilte eine Dividende von 20 Percent. 
3. Die im Süden Frankreichs gelegenen Kohlenreviere von Alais und vom 
Aveyron haben ziemlich günftige Lagerungsverhältniffe. Man nimmt an, dafs fie 
fich noch weit unter die benachbarten jüngeren Formationen ausdehnen und defs- 
halb gröfsere Kohlenvorräthe enthalten, als die Ablagerungen der Mitte. Sie 
verforgen die Induftrie des Rhonegebietes und der Küfte und fenden nicht un- 
beträchtliche Mengen nach Algier und Italien. Als diejenigen Reviere, welche 
dem kohlenarmen Mittelmeere am nächften liegen, ift ihre geographifche Lage eine 
überaus günftige; auch im Innern find fie faft jeder Concurrenz entrückt. Auch 
diefes Kohlengebiet hat in den Departements des Gard und Aveyron eine Eifen- 
induftrie hervorgerufen, die wegen der Nähe der trefflichen Erze von Algier noch 
eine bedeutende Entwicklung verfpricht. Ganz Frankreich producirte im Jahre 1872 
118 Millionen metr. Tonnen Roheifen und o'ı Million metr. Tonnen Stahl. *) 
Selbftin normalen Zeiten hatte Frankreich keine billigen Kohlenpreife, 
weil die franzöfifchen Reviere eine eigentliche Maffenförderung nicht zulaffen, ein 
Nachtheil, der wenigftens die gute Seite hat, dafs die Feuerungsanlagen kaum 
irgendwo fonft fo gut, eingerichtet find. Im Sommer 1873 ftand belgifche Stück 
kohle in Paris 50 Francs (20 fl.)und war im December 1873 auf 45 Francs (18 fi.) 
per Tonne zurückgegangen 
Die gefammte Kohlenproduction Frankreichs wird für das Jahr 1873 von 
officieller Seite auf 16°5 Millionen metr. Tonnen angegeben, obwohl durch den 
Verluft von Elfafs und Lothringen eine Jahresförderung von circa o0'3 Millionen 
metr. Tonnen Kohlen weggefallen ift 
*) Siehe den Bericht von Franz Kupelwiefer über Hüttenwefen S. ı9. 
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