Mineralifche Kohle. 39
läge es, entweder diefe Erze nach Gijon in das Afturifche Kohlengebiet oder die
afturifchen Kohlen nach Bilbao zu führen und in folcher Weife eine Eifeninduftrie
von gröfster Bedeutung ins Leben zu rufen... . Diefs Alles wäre möglich, wenn
Kohle und Eifen nicht in — Spanien lägen. Oder follten die Zufuhren von Waffen
en die Carliften, follte überhaupt die ganze eigenthümliche Politik Englands
gegenüber Spanien und Portugal mit der genauen Kenntnifs der Engländer von
den fpanifchen Kohlen- und Erzlagern in Verbindung ftehen?
Belgien
Nächft England ift Belgien das ältefte Kohlenland. Die bedeutenden Lager
diefes mineralifchen Brennftoffes, die dichte Bevölkerung des Landes, feine
blühende Induftrie, die beträchtliche Anzahl natürlicher und künftlicher Waffer-
ftrafsen und ein vorzüglich entwickeltes Eifenbahnnetz bewirken, dafs das kleine
Belgien unter den kohlenproducirenden Ländern die fünfte Stelle einnimmt und
an der Gefammtprodudtion mit 6°1 Percent Theil hat.
Die Steinkohlenformation Belgiens, welche !/,a der Oberfläche ausmacht,
zieht fich in einem nicht breiten, aber langen Streifen von der deutfchen Gränze
bei Aachen weftwärts über Lüttich und Namur nach Mons und tritt bei Valen-
ciennes auf das franzöfifche Gebiet über. An zwei Mittelpunkten concentrirt fich
die Produdtion zu voller Kraft — öftlich in der Provinz Lüttich und welftlich in
der Provinz Hennegau; jene ‘'participirt mit 20 Percent und diefe mit 75 Percent
an der Gefammtförderung Belgiens.
Die in folcher Weife entftandenen zwei Abtheilungen find durch die fchmale,
aber tiefe Rinne des Sanfonbaches gefchieden. Das weftliche Becken ftreicht
durch die Provinz Namur und erhält feine gröfste Entwicklung bei Charleroi, wo
es in der Richtung von Nord nach Süd eine Breite von 15.000 Metern hat, und
verläuft dann über Mons gegen Valenciennes und Douai in die angränzenden
Theile Frankreichs. Seine Ausdehnung beträgt 90.050 Hektaren.
Das öftliche Becken bildet mit dem vorhergehenden einen Winkel von
32 Grad. Dem Thale der Maafs folgend, hat es feine gröfste Breite mit 15.000
Metern bei Lüttich und fetzt fich oftwärts in der Richtung auf Efchweiler und
Aachen nach den Rheinlanden fort. Seine Flächenausdehnung beträgt 44.060
Hektaren.
Was das Vorkommen der Kohle innerhalb diefer ausgedehnten Ablagerung
betrifft, fo finden fich bei Mons nicht weniger als 157 Flöze, von denen I20 abbau-
würdig find und eine Mächtigkeit von 26°3Centimeter oder 1o Zoll bis 0°95 Meter oder
3 Fufs haben. Die oberen 47 Flöze enthalten eine gasreiche Flammkoble (Aenu);
hierauf folgen 2ı Flöze backender Kohle, fodann 29 Flöze Schmiedekohle, und zu
unterft 20 bis 25 Flöze magerer Kohle. Obwohl demnach die Zahl der Flöze eine
grofse ift, fo ftehen doch dem Abbau, wegen zahlreicher Verwerfungen und wegen
durchfchnittlich geringer Flözmächtigkeit, namhafte Schwierigkeiten entgegen.
Namentlich im öftlichen Reviere find die Flöze durch zahlreiche Störungen oft
geradezu im Zickzack gefaltet, und es treten hier diefelben complicirten Verhält-
niffe zu Tage, welche auf dem benachbarten Kohlengebiete bei Aachen den Berg-
bau erfchweren. Zugleich find die belgifchen Kohlengruben im Ganzen die tiefften,
die es gibt. Sie reichen in vielen Fällen bis über 750 Meter hinab, und der Schacht
der „Viviers reunis“ bei Gilly ift nicht weniger als I040 Meter (3290 Fufs) tief.
Diefe tiefe Lage hat die belgifchen Bergingenieure veranlafst, ähnlich wie in
Durham und Northumberland,, viele und lange Strecken mit einem einzigen
Schachte abzubauen, und die Förderung durch Anwendung fehr ftarker Mafchinen
an wenig Punkten maffenhaft zu geftalten.
Die Auszimmerung der Schächte erfordert fehr viel Holz, das meift nach
vollzogenem Abbau nicht mehr herausgenommen werden kann. Man berechnet,