Mineralifche Kohle 65
Die fegensreichften Folgen für die Entwicklung der Eifen- und Kohlen-
induftrie des Ural wird der Bau der projedtirten und die wichtigften Eifen- und
Kohlenlager desUral mit der der Wolga tributären fchiffbaren Kama verbindenden
Eifenbahnlinie von Perm nach Tjumen am Oftabhange des Gebirges herbeiführen,
da durch diefe Bahnlinie zugleich die Möglichkeit gefchaffen ift, die fich für den
Hochofenbetrieb ganz vorzüglich eignende fchöne Anthracitkohle des Donez-
beckens mit den Eifenerzen des Ural zu verbinden, das Eifen der Kohle und die
Kohle dem Eifen entgegenzuführen.
Die Grubenpreife der Uralkohle ftellten fich im Jahre 1870 auf ungefähr
5 bis 6 Kopeken per Pud (4 fl. 94 kr. bis 5 fl. 93 kr. per Tonne).
Die am Oftabhange des Ural, namentlich in der Nähe des Eifenwerkes von
Kamenfk öftlich von Jekaterinburg gefundene Steinkohle ift nur von untergeord-
neter Qualität. Die Abbauverhältniffe find ziemlich ungünftig und daher diefe
Steinkohlenlager von keiner befonderen Wichtigkeit.
V. Das polnifche Becken.
Das Steinkohlenbecken Polens in der Umgebung der Stadt Dombrowa
(Gouvernement Piotrkow) bildet eine Fortfetzung der oberfchlefifchen Stein-
kohlenfelder. Der Ausbeutung der polnifchen Steinkohle wurde von jeher eine
gröfsere Aufmerkfamkeit gefchenkt, da dieKohle, welche mit der oberfchlefifchen
Steinkohle, namentlich der in „Laurahütte* gewonnenen, hinfichtlich ihrer
Befchaffenheit faft ganz übereinftimmt, bereits feit Langem zu den verfchiedenften
Zwecken der Montaninduftrie, ganz befonders der Eifeninduftrie, unter den
günftigften Refultaten verwendet wird, fo dafs die Production von Jahr zu Jahr
geftiegen ift und ungefähr die Hälfte der gefammten rufffchen Kohlenproduction
repräfentirt. — Der Kohlengehalt des Beckens ift derart, dafs er die polnifche
Induftrie auf alle Zeiten mit dem erforderlichen Brennftoffe verfehen kann. Bis
jetzt find allerdings erft fechs Kohlengruben im Betriebe. Der Grund diefer eigen-
thümlichen Erfcheinung ift in dem erft im Jahre 1871 aufgehobenen Berggefetze
zu fuchen, wonach der Befitzer des Grund und Bodens auch alleiniger Befitzer
der unterirdifchen Schätze war, indeffen find feit Aufhebung diefes Gefetzes bereits
50 bis 60 Muthungen eingelegt worden, fo dafs für die Zukunft ein gröfseres
Aufblühen der polnifchen Kohleninduftrie mit Sicherheit erwartet werden kann.
Die gegenwärtige jährliche Ausbeute wird auf mehr als 400.000 metrifche
Tonnen veranfchlagt.
Die Gruben-Verkaufspreife betrugen Ende Februar 1874 für Stückkohle
Sgr.—2,kr,, Mir Mittelkohle 41 Ser. = 225 kr, für Kleinkohle 1 Sgr. —
5 kr. per Zoll-Centner (5 fl., 4 fl. 50 kr. eventuell ı fl. 6. W. per metrifche Tonne).
Die Kohle des polnifchen Beckens war auf der Ausftellung durch eine
gröfsere Anzahl von Blöcken aus verfchiedenen Gruben der Gouvernements
Piotrkow und Kielce (Dombrowa, Zagorze, Sosnowicze, Michalow etc.
vertreten.
VI. Das kaukafifche Becken.
Im Kaukafus find bis jetzt erft zwei Steinkohlenablagerungen bekannt
geworden.
Das Lager von Tkwibul, 45 Werft (48'0 Kilometer) von Kutais, am Rion,
ift wegen des gleichzeitigen Vorkommens von anderen Mineralfchätzen und der
im Jahre 1872 eröffneten Eifenbahnlinie Poti-Tiflis von einiger Wichtigkeit. Die
in dem Becken von Tkwibul aufgefpeicherten Kohlenvorräthe find auf 11/, Millio-
nen metrifcher Tormen berechnet worden; es wurde aber bis jetzt noch nicht
ernftlich zu einer geregelten Ausbeutung derfelben gefchritten, fo dafs felbft die
erwähnte Bahn ihre Mafchinen gegenwärtig noch immer mit Holz beheizt.