Full text: Mineralische Kohle (Heft 74)

    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
     
DU 
Mineralifche Kohle. 7 
Englifche Geologen haben bemerkt, dafs möglicherweife ein Zufammen- 
hang zwifchen dem weftphälifchen Reviere und den Kohlenformationen beftehe, 
welche das Becken von Wales bilden Unter allen Umftänden hat die niederrhei- 
nifch-weftphälifche Formation viel mehr Verwandtes mit dem Becken von Wales, 
als die belgifche und nordfranzöfifche Kohlenformation. 
Von Dechen fagt über die Lagerung der Steinkohle im Ruhrbecken: 
„Die bogenförmigen Falten, in welche die fämmtlichen Schichten diefes Kohlen- 
revieres und alfo auch die Kohlenlager zerlegt find, die fogenannten Mulden und 
Sättel, geben Veranlaffung, dafs der Kohlenreichthumin den oberen und dem Berg- 
baue zugänglichftenTeufen in einer überrafchendenWeife zufammgedrängt wird, und 
dafs diefelbenKohlenlager in einem grofsenFlächeraume unmittelbar angegriffen und 
ausgebeutet werden können. Dabei find die Falten flach und abgerundet. Der Einflufs 
diefer Lagerungsformen auf die induftrielle Entwicklung des Ruhr-Kohlenrevieres 
ift fo grofs, dais, wenndiefelbenin der Abficht erfonnen werden follten, um diefer 
Entwicklung am förderlichften zu fein, keine anderen gewählt werden könnten.“ 
Die Zahl der Flöze ift eine fehr beträchtliche; bauwürdig find etwa 65 mit 
einer Gefammtmächtigkeit von 2500 Zoll = 65 Meter reiner Kohle, einer 
Mächtigkeit alfo, die 4’6mal fo grols ift, als die des Kohlenbeckens von Süd-Wales, 
und 5'8mal fo grofs, als die der Kohlenlager vom Durham und Northumberland. 
Die durchfchnittliche Mächtigkeit der Flöze beträgt 39 Zoll (102 Meter); Flöze 
bis zu 20 Zoll (0'532 Meter) gelten für abbauwürdig. 
Es liegen fonach die natürlichen Bedingungen des Steinkohlen-Bergbaues 
im Ruhrbecken im Allgemeinen aufserordentlich günftig. Im füdlichen Theile des- 
felben, an der Ruhr, wo der Stollenbetrieb noch fehr häufig, haben freilich die 
Gruben durch ftarke Wäffer zu leiden. Im Norden findet nur Tiefbau ftatt, und 
zwar gelten Schächte von IIo bis 120 Lachter — 230°12 bis 251'04 Meter Teufe fchon 
als tief. Bei Effen liegt die Wetterfohle gewöhnlich in der 61. Lachter oder 127 Meter 
tief. die erfte Tiefbaufohle in der 91. Lachter oder 190 Meter tief, die letzte Tief- 
baufohle in der 140. Lachter, das ift 292 Meter tief. Bei Gelfenkirchen kommt es 
vor. dafs die erfte Tiefbaufohle fich erft in der 160. Lachter oder 335 Meter tief 
befindet, und bei den Zechen, die in den letzten Jahren im nördlichen Theile 
des Revieres aufgefchloffen wurden, dürfte diefe Tiefe die Regel werden. 
DenKohlenreichthum des Ruhrgebietes berechnetevonDechenauf35.000 
Millionen metr. Tonnen, und Oberbergrath Küper auf 39.200 Millionen metr. 
Tonnen. fo dafs die Lager bei einer Förderung, wie die jetzige, von circa 14 Millio- 
nen metr. Tonnen per Jahr erft in etwa 3000 Jahren ihres Inhaltes entleert fein 
würden. Die Küper’fche Berechnung bafırt auf den thatfächlichen Auffchlüffen, die im 
Jahre 1860 gemacht waren; heute würde in Folge der weiteren Auffchlüffe im Norden 
und Often (bis Hamm hin) die Berechnung zu noch ganz anderen Refultaten führen. 
Von diefer riefigen Kohlenmenge liegt etwa ; zwifchen der Oberfläche 
und einer Tiefe von IOo Lachtern (209 Meter). 
Nach der Lage der Flöze und dem Charakter der in ihnen enthaltenen 
Kohle laffen fich vier Flözgruppen unterfcheiden. Die unterfte derfelben führt 
Sandkohlen, die nächfte Sinterkohlen, dann folgen Backkohlen und endlich Gas- 
kohlen. Im Allgemeinen kann man fagen, dafs in dem füdlichen Theile des Beckens 
Magerkohle, in dem nördlichen ausgedehnteren, etwa von dem Auftreten desKreide- 
mergels an, Fettkohle gewonnen wird. Zur Cokebereitung eignen fich am beften 
die farkbackenden Kohlen von Herne, Langendreer, Bochum, auch die von Effen. 
Die beften Dampf- oder Mafchinenkohlen, die mit der berühmten Cardiff-Kohle 
von Süd-Wales zu wetteifern vermöchten, findet man im Hangenden des Leitflözes 
Sonnenfchein, nördlich einer Linie, welche von Oberhaufen über Effen, Steele, 
Laer. Witten nach Hoerde gezogen werden kann. 
Es mögen hier die chemifchen Analyfen von Kohlenproben aus den ver- 
fchiedenften Partien des Ruhrbeckens ihre Stelle finden. (Nach Unterfuchungen 
von Heintz, Fleck, Sauerwein, Brix, Janfen, Karften.) 
  
  
  
 
	        
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