Full text: Thierzucht (Heft 62)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
48 Johann Pohl. 
wohl am beften im Stande fein, die Berechtigung des einen oder anderen auszu 
fprechen. Von dem zur Anfertigung mancher Bienenwohnungen aufgewendeten 
befonderen Fleifse oder felbft Kunftfertigkeit kann hier keine Rede fein, wo es 
fich blofs um die wirthfchaftliche Bedeutung der einzelnen Ausftellungsobjecte 
handelt. 
Der Berichterftatter der 1867er Parifer Ausftellung, Minifterialrath Doctor 
J. R. Lorenz, nahm Doctor Melicher’s Eintheilung der franzöfifchen Bienenzüchter 
in „produdteurs“ et „amateurs“ an und fagte fehr treffend darüber: „Den altconferva- 
tiven producteurs ftehen die amateurs entgegen, welchen es ninder auf den all- 
jährlich ganz fichern und möglichft gleichmäfsigen Gewinn, als vielmehr auf den 
vielfach noch problematifchen Fortfchritt ankommt.“ Diefe Unterfcheidung dürfte 
aber nicht blofs auf die franzöfifchen, fondern auch auf die Bienenzüchter Mitteleuro- 
pas überhaupt anwendbar fein. In der Imkerliteratur ift fchon längft gegenüber 
von Empirikern von Rationellen die Rede, welche beiden Begriffe obige einander 
entgegengefetzte Richtungen in der Hauptfache decken. Allerdings hat die Zeit 
mit ihrer Alles vermittelnden Macht auch hier bereits das Ihrige gethan und die 
Verföhnung angebahnt; die Anhänger beider Parteien fangen an, fich Gerechtig- 
keit widerfahren zu laffen und ihre Vortheile gegenfeitig auszutaufchen. — Die 
Ausftellung entwarf zwar von diefer ganzen Sachlage nicht das richtige Bild, zu- 
mal die Anhänger des Stabilbaues fich wenig oder gar nicht betheiligten, während 
jene des Mobilbaues und der Vermittlungsftufe es an nichts fehlenliefsen. Wenn 
es jedoch genügt, dafs in der Ausftellung blofs der Fortfchritt documentirt werde, 
dann kann man als damit genug gefchehen annehmen. — Der Bienenzuchtbetrieb 
mit Mobilbau ift zwar nur möglich bei Vorhandenfein von mehr Kenntniffen und 
bei Aufwand von gröfserer Sorgfalt, gewährt jedoch dafür am rechten Platze und 
bei richtiger Handhabung grofse Vortheile, indem es mit ihm möglich wird, die 
Natur der Biene zielgerecht zu leiten. 
Seiner Verbreitung ftehen aber die hohen Preife der allein dafür geeigneten 
Bienenwohnungen im Wege. In der Ausftellung fehen wir, wie fehr man allerorts 
beftrebt ift, diefem Uebelftande entgegenzuarbeiten; die verfchiedenen Preffen 
zur billigen Erzeugung von Bienenwohnungen aus Stroh, von denen wir befonders 
die von Jofef Schmeidlaus Ingolftadt nennen, der gleichzeitig damit fchön gear- 
beitete Stöcke eingefendet hat, feien hier hervorgehoben; ebenfo nimmt Maler 
von Lacher aus Wien in feinem „Wirthfchaftsbienenftock“ einen trefflichen An- 
lauf nach derfelben Seite und in dem, wie Drozy aus Bordeaux und Andere vor- 
gehen, läfst fich dasfelbe Motiv erkennen. 
Erft dadurch, dafs es heute in der Hand des Imkers liegt, der Biene das 
zeitraubende und materiellen Nachtheil bringende Gefchäft der Wachserzeugung 
gröfstentheils zu erfparen und ihr damit die Möglichkeit zu bieten, die günftige 
Zeit der Honigtracht ungefchmälert zum Eintragen des Honigs zu verwenden, 
gelangt die Idee des beweglichen Wabenbaues zu ihrer vollen praktifchen Bedeu- 
tung. Major Hrufchka gebührt das Verdienft, uns in feiner Honigentleerungs- 
Mafchine das für diefen Zweck geeignete Mittel erdacht zu haben. Im Jahre 
1865 gelegentlich der Verfammlung der deutfchen Bienenwirthe in Brünn gab er 
das erftemal feinen Gedanken bekannt und demonftrirte denfelben mit einem ganz 
einfachen Geräthe, wie wir es in der Simmeringer Ausftellung zu fehen bekommen, 
und heute zeigt uns die Wiener Weltausftellung, wie trefflich er war und auf einen 
wie fruchtbaren Boden er fiel. Die Mechanik hat fich desfelben bemächtigt und 
eine Mafchine conftruirt, deren wir eine grofse Anzahl in der deutfchen, öfter- 
reichifchen und italienifchen Abtheilung fanden. Allerdings entbehrt diefelbe noch 
jener Vollkommenheit, die wir an den Mafchinen heutigen Tages zu finden 
gewöhnt find; aber für den vorliegenden Zweck kann fie gewifs als hinreichend 
bezeichnet werden. 
Zu den wichtigften Geräthen der Bienenzucht gehört ferner die Wachs- 
preffe. In diefer Beziehung hatte in der fchweizerifchen Abtheilung CarlP fifter
	        
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