36 J. F. Radinger.
Unten in dem breiten, ringförmigen Raume um die Feuerbüchfe herum ftanden
ähnliche Schlammtaffen und durch deren Aushebung war die Sache leicht.
Ueberdiefs wurde das Speifewaffer vor feiner Verwendung in einem grofsen
Eifenkaften über die Ränder von zwanzig Taffen fallend dem abziehenden Dampfe
der Betriebsmafchine ausgefetzt, ‚wodurch ein grofser Theil des Keffelfteines aus
gefchieden und von einem Coaksfilter zurückgehalten wurde, bevor es die Speife
pumpe anfog.
Die Keilrohr-Flanken :wurden aufsen mittelft eines Dampfftrahles vom
Zufse befreit; zu diefem Zwecke ging ein 20 bis 30 Millimeter weites Eifenrohr
vom Sicherheitsventil-Stutzen nieder und mittelft eines kurzen Kautfchul krohres in
ein 3/, Meter langes, holzgriffarmirtes, wenig gekrümmtes Mundftück von 5 Milli-
meter Weite über. Durch Putzthüren konnte man zu den Rohren und deren
Abblafen war durch den fegenden Dampfftrahl in wenig Minuten gethan.
Diefes Abblafen” war aber ziemlich nothwendig, wie aus Folgendem
erhellt:
Die Heizfläch berechnet fo weit das Feuer wafferbenetzte Flächen trifft,
betrug 35 Overath Der Roft, welcher, nebenbei gefagt, wegen feiner Länge
von circa I’9 Meter nicht leicht mehr zu bedienen war, befafs 14 Quadratmeter
oder 1a 5 der Heizfläche. Der Schornftein (0:02 Meter Durchmeffer) hat 1, der
Roftfläche and bisher find die Verhältniffe untadelhaft richtig
Die Spalten zwifchen den Stehrohren find aufsen wo hl II, innen jedoch
fchwach 9 Millimeter breit und da diefe Rohre 0:74 Meter hoch find, fo ift die
Durchgangsfläche nicht mehrals 0:46 Quadratmeter, was ohne Rückficht auf die
entfallende Contradtion das fcheinbar ausreichende von !/, der Roftfläche beträgt.
Würde fich jedoch nur ein Rufspelz von 2 Millimeter Dicke anfetzen, fo kommt
diefes Verhältnifs auffaft die Hälfte herunter und diefs genügt den heifsen Gafen
nicht, wefshalb eben ein Abblafen in um fo kürzeren Paufen nöthiger wird, je
mehr die Kohle rufst.
Zwifchen diefen Keilrohren rufst fie aber Bene Denn die dünnen Feuer-
bänder werden an jenen dargebotenen breiten Wafferwangen derart rafch gekühlt,
dafs aufser denfelben keine Ve rbrenntemperatur ne Be wie man fich leicht
überzeugen konnte, wenn man bei wenigft geöffneter Putzthür ins Innere fah ;
denn dieFlammen durchzüngelten felbft bei vollftem Betriebe gar nicht oder kaum
die Spalten der Wafferrohre, fondern fchienen dazwifchen zu erfterben, wie immer
auch der Gang des Feuers war. Wo aber eine flammende Verbrennung durch vor-
zeitige Kühlung geftört wird, zerfallen die Kohlen-Wafferftoffe wieder und
„rufsen“, wie es hier auch der Fall war.
Die oberen runden Rohre befafsen o'2 Quadratmeter, 1/, der Roftfläche, was
als klein und nur bei fehr gutem Zug cha bezeichnet werden mufs.
Warum die Keffel ausdrücklich „Hochdruck“-Keffel benannt wurden, ift
mir nicht ganz klar, denn fie wurden (von mir) auf die erklärte Normalfpannung
von 4 Atmofphären geprüft und auch die Bleche, welche n$=r2Dp+3
paffen, geftatten nicht viel anderen Druck.
Sie enthielten je ein fehr langes gufseifernes Waffer Standrohr, an welches
fich erft die übrige Armirung fchlofs, wobei ein Speifewaffer-Rufer mitzählt. Die
Sicherventile fafsen i im gefchloffenen Gehäufe, wie es dem norddeutfchen Regulativ
entfprach
Die Mauerung der Vorfeuerung war ganz in gufseifernen Platten gefafst
und der Keffel mit Holz und Blech umhüllt.
Solche Keffel werden vorzügliche Dientfte leiften, wo es fich darum handelt,
auf kleiner Bodenfläche eine reichliche Dampfentwicklung zu erzwingen und wo
gutes Waffer und aufmerkfame Wärter zu Dienften ftehen. Reparaturen werden
bei diefem von einer Seite „Kunftkeffel* benannten Apparate mit ungeübten