Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

   
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$ 55. Unipolare Wirkung der induzirten Ströme. 113 
dessen die Nebenschliessung geöffnet und geschlossen, so gehen die 
Schwankungen der Stromstärke in der primären Rolle nicht mehr 
zwischen den Grenzen 0 und J, sondern zwischen J, und J vor sich. 
Kurve 5 stellt das Anwachsen des primären Stromes bei Oeffnung der 
Nebenschliessung vor. Ihm entspricht in der sekundären Spirale ein 
Induktionsstrom, wie ihn Kurve 6 darstellt. Er ist von dem durch 
Kurve 4 dargestellten nur in der Intensität verschieden. Dahingegen 
unterscheidet sich der Vorgang bei Wiederherstellung der Nebenschliessung 
nicht blos der Stärke nach, sondern auch im Verlauf ganz wesentlich 
von demjenigen, welcher bei der Oeffnung des primären Kreises statt- 
fand. Im ersteren Falle nämlich, d. h. wenn die Nebenschliessung 
wiederhergestellt wird, fällt der Strom in der primären Spirale, da der 
Extrastrom sich bilden kann, ganz allmählich ab, wie Kurve 7 zeigt, 
und demgemäss ist der Verlauf des Induktionsstromes in der sekun- 
dären Spirale, wie es Kurve 8 zeigt, ein ganz allmählicher, und dieser 
erlangt niemals eine so grosse Intensität, als dies bei dem durch 
Oeffnung des primären Kreises erzeugten Induktionsstrom der Fall war. 
Er ist dem Induktionsstrom 6 fast ganz gleich. 
Absolut gleich werden die beiden Induktionsströme nicht; da nämlich der 
Widerstand der Neusilberfeder sehr klein ist im Vergleich zu dem der Kette, so 
wird der Extrastrom, welcher bei der Herstellung der Nebenschliessung, wenn die 
Feder die Spitze f berührt, entsteht, etwas stärker, also der in der sekundären 
Rolle entstehende Induktionsstrom etwas schwächer, als der andere. Nur wenn 
der Widerstand der primären Rolle sehr gross wäre, so dass der Widerstand der 
Kette und der Feder gegen ihn als unendlich klein angesehen werden könnten, 
würde man absolute Gleichheit erzielen. 
Die Ungleichheit im Verlaufe des Schliessungs- und Oeffnungs- 
Induktionsstromes bringt es mit sich, dass der letztere weit eher An- 
lass zu unipolaren Erregungen gibt, als der erstere. Denn bei dem 
Oeffnungsschlage erreicht die Intensität, und mit ihr naturgemäss auch 
die freie Spannungselektrizität, eben viel höhere Werte, als dies bei 
dem Schliessungsschlag möglich ist. Aus demselben Grunde wird auch 
die Möglichkeit unipolarer Erregung bei Anwendung der Helmholtz- 
schen Modifikation sehr viel geringer, da bei dieser, wie wir gesehen 
haben, beide Induktionsströme einen sehr allmählichen Verlauf nehmen, 
während dessen die Intensität nicht so hoch ansteigt, als bei dem 
gewöhnlichen Oeffnungs - Induktionsschlag. Selbstverständlich aber 
können auch die Schliessungs-Induktionsschläge, sowie die bei An- 
wendung der Helmholtz’schen Modifikation entstehenden zu unipo- 
laren Erregungen Anlass geben, wenn der Strom der primären Spirale 
sehr stark, und die Bedingungen der unipolaren Abgleichung günstig sind. 
Rosenthal u Bernhardt, Elektrizitätslehre. III. Aufl, 8 
   
	        
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