45. Mitteilung der Elektrizität. 5
erste Klasse von Körpern, wozu also die Metalle, die Leinen- und
Baumwollenfaser, der menschliche Körper u. A. gehören, hat die
Eigenschaft, dass die Elektrizität leicht von einem Teilchen zum
anderen übergeht, während dies bei der zweiten Klasse nur schwer
der Fall ist. Die Körper der ersten Klasse nennt man daher Leiter
der Rlektrizität, die der anderen Nichtleiter oder Isolatoren.
Wird ein Leiter gerieben, indem man ihn in der Hand hält, so kann
er natürlich nicht elektrisch werden, denn jede Spur von freier Elek-
trizität, welche in ihm erregt wird, wird auch sofort von Teilchen zu
Teilchen des Metalles bis zur Hand und durch den menschlichen Körper
zur Erde fortgeleitet”). Anders natürlich bei einem Nichtleiter, wo
die an einer Stelle durch Reiben erzeugte Elektrizität auf dieser Stelle
bleibt, gleichgiltig ob man denselben an einer anderen Stelle mit der
Hand hält oder nicht. Ebenso erklärt sich hieraus, wie ein Leiter
durch Reibung elektrisch gemacht werden kann, wenn man ihn nur
mittelst nichtleitender Handhaben anfasst, warum ein elektrisch ge-
machter Leiter sogleich unelektrisch wird, wenn man ihn mittelst
eines anderen Leiters berührt u. s. w.
Die Einteilung der Körper in Leiter und Nichtleiter ist keine absolute, in-
sofern es hier, wie überall in der Natur, allmähliche Uebergänge giebt. Alle Me-
talle, Kohle, Wasser und alle wässrigen Lösungen, die meisten Gesteine und Erden,
die tierischen und pflanzlichen Teile u. A. sind Leiter; Siegellack, Glas, alle
Harze, Schwefel, Wachs, vulkanisirter Kautschuk und viele andere Nichtleiter.
Die Luft gehört natürlich unter die Nichtleiter, da sonst die in ihr befindlichen
Körper sogleich unelektrisch werden müssten, doch leitet auch die Luft, wenn sie
nicht ganz trocken ist. Auch Glas leitet etwas, besonders wenn 'sich an seiner
Oberfläche Wasserdampf niedergeschlagen hat. Man pflegt daher die zum Isoliren
dienenden Glassäulen noch mit Schellack zu überziehen, welcher weniger hygro-
scopisch ist als Glas. In neuerer Zeit wendet man zum Isoliren hauptsächlich
Hartkautschuk (Ebonit) an, welcher leicht bearbeitet werden kann.
$ 5. Isolirt man eine metallische Kugel gut, indem man sie an
einer trockenen seidenen Schnur aufhängt oder auf einem Glasfusse
aufstellt, so kann man derselben mit Hilfe einer Elektrisirmaschine,
d. h. einer Scheibe von Glas, welche zwischen zwei fest gegen sie
gepressten Kissen mittelst einer Kurbel in Umdrehung versetzt wird,
srosse Mengen freier Elektrizität mitteilen und so die Eigenschaften
derselben genauer studiren. Nähert man zunächst dieser Kugel eine
andre isolirte bis zur Berührung, so wird man finden, dass die zweite
Kugel ebenfalls elektrisch geworden und zwar mit der nämlichen Elek-
*) Vgl, hierüber $ 6. S. 9,