u
SW
175
Faradisation localisee.
8 80.
sensiblen Nerven. Es ist das grosse Verdienst Duchenne’s, die
Methoden ausgebildet zu haben, durch welche es möglich ist, diese
Wirkungen getrennt vorzunehmen, ausserdem aber auch die Wirkung
der Elektrizität auf einzelne Muskeln und Muskelgruppen zu be-
schränken. Duchenne nannte dies faradisation localisee. (Der Name
ist abgeleitet von Michel Faraday, dem berühmten Entdecker der
Induktionsströme, und soll bedeuten Erregung durch Induktionsströme).
Duchenne selbst waren die physikalischen Prinzipien seiner Methode
nicht durchweg klar. Seine Angaben enthalten daher zum Teil Un-
wesentliches, nur von den zufälligen Bedingungen seiner Apparate
Abhängiges, welches man von dem wesentlichen Kern durchaus
trennen muss.
Setzt man zwei mit den Enden der Induktionsspirale verbundene
Leiter an zwei Punkten des Körpers auf, so nehmen die Ströme ihren
Weg durch den Körper, nach den Gesetzen der Stromverteilung in
unregelmässig gestalteten Leitern, wie wir sie in $ 46 kennen gelernt
haben. Es wird dann der ganze Körper von Stromeskurven erfüllt,
welche alle in den beiden Punkten zusammenlaufen, wo die Leiter
(Elektroden) auf der Körperoberfläche aufstehen. Die Stärke der
Ströme ist nicht in allen diesen Bahnen die gleiche, sondern am
grössten in der geraden Verbindungslinie der beiden Elektroden und
dann immer abnehmend im umgekehrten Verhältniss der Länge der
Kurven. Legt man irgendwo im Körper einen Querschnitt senkrecht
auf die Stromkurven, so ist die durch denselben fliessende Elektrizitäts-
menge überall dieselbe. Aber diese Elektrizitätsmenge fliesst in un-
mittelbarer Nähe der Elektroden durch einen Querschnitt von viel
geringerer Ausdehnung, als an irgend einer anderen Stelle. Denn in
der Nähe der Elektroden sind sämmtliche Stromeskurven auf einen
engen Raum zusammengedrängt. Hier also erlangt die Elektrizität
ihre grösste Dichte, diese wird geringer zwischen den beiden Elek-
troden, noch geringer in grösserer Entfernung von denselben, ausser-
halb der sie verbindenden Geraden.
Nun ist es aber die Stromdichte, von welcher die Grösse der
physiologischen Wirkung abhängt. Wenn also die Induktionsströme
auf die bezeichnete Art durch den Körper geleitet werden, so wird
ihre Wirkung nicht überall die gleiche sein können, sondern sie wird
am grössten sein in unmittelbarer Nähe der beiden Elektroden, kleiner
zwischen denselben, am kleinsten ausserhalb der geraden Verbindungs-
linie, und zwar mit der Entfernung von den Elektroden sehr schnell
abnehmend. Leiten wir also auf die bezeichnete Art Induktionsströme