Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

6 Coulomb’s Drehwage. Kap. 1. 
trizität geladen ist. Man kann sich hiervon sehr leicht überzeugen, 
wenn man an der Kugel zwei leichte Kügelchen von Hollundermark 
mittelst eines leinenen Fadens befestigt. Indem diese sich ebenfalls 
mit der Elektrizität der ersten Kugel laden, stossen sie sich gegen- 
seitig ab, und wenn man sie mittelst eines isolirenden Handgriffes 
abhebt und ihnen eine geriebene Glasstange nähert, so wird man 
finden, dass sie die nämliche Elektrizität besitzen, als die erste 
Kugel hatte. 
Wenn bei diesem Versuche auch an der ersten Kugel zwei 
Hollundermarkkügelchen befestigt sind, so bemerkt man, dass die- 
selben auch nach der Berührung noch divergiren, aber nieht mehr so 
stark als vorher. Es ist also während der Berührung ein Teil der 
freien Elektrizität von der ersten Kugel auf die zweite übergegangen. 
Um jedoch die Menge zu bestimmen, welche von der ersten auf die 
zweite übergegangen ist, müssen wir ein Mittel haben, Elektrizitäts- 
mengen mit Genauigkeit zu messen. Ein solches Mittel besitzen wir 
in dem kleinen Hollundermarkkügelchen, das uns schon mehrfach ge- 
dient hat. Zu diesem Zweck befestigen wir das Kügelchen, um es 
zu isoliren, an einem dünnen Schellackstäbehen und hängen dieses an 
einem feinen Metalldraht oder Kokonfaden auf, so dass es sich in 
einer horizontalen Ebene drehen kann. Das Kügelchen nimmt bald 
einen festen Stand an, aus dem es nicht gebracht werden kann, ohne 
dass der Draht torquirt wird. *Stellt man nun neben das Kügelchen 
ein anderes, gleichfalls isolirtes und mit Elektrizität geladenes, so 
geht ein Teil der Elektrizität von dem festen auf das bewegliche 
Kügelchen über, und dieses wird jetzt, da es mit derselben Elektrizität 
geladen ist, abgestossen. Da nun aber durch diese Abstossung die 
Entfernung der beiden Kügelchen, also auch die Kraft, mit welcher 
sie auf einander wirken, sich ändert, so kann man aus der Ablenkung 
keine direkten Schlüsse auf die Elektrizitätsmengen machen. Dreht 
man aber den Knopf, an welchem der Metalldraht befestigt ist, zu- 
rück, bis die beiden Kügelchen sich eben wieder berühren, so ist klar, 
dass jetzt zwei Kräfte in entgegengesetzter Richtung auf das beweg- 
liche Kügelchen- einwirken, nämlich erstens die abstossende Kraft der 
Elektrizität, welche das bewegliche Kügelchen von dem festen zu ent- 
fernen strebt, zweitens die Torsion des Drahtes, welche es trotz jener 
abstossenden Kraft gerade in Berührung mit dem festen Kügelchen 
hält. Diese letztere Kraft muss also der ersteren genau gleich sein. 
Nun ist aber die durch die Torsion ausgeübte Kraft proportional dem 
Winkel, um welchen der Draht torquirt ist. Folglich giebt der Winkel, 
        
   
   
  
  
  
  
  
  
  
    
   
   
   
   
     
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
	        
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