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Remak’s motorische Punkte.
feuchtete Haut über dem zu erregenden Muskel oder noch besser über
dem zum Muskel gehörigen Nerven aufsetzt.
Kap. XI.
$ 83. Dieser letztere Umstand ist besonders beherzigenswert.
Setzt man nämlich die Elektrode auf den Muskel selbst auf, so wer-
den zwar die unmittelbar unter der Elektrode gelegenen Fasern des
Muskels direkt von Strömen grösserer Dichte gereizt; in den übrigen
Partien aber ist die Reizung schwächer und man erhält daher eine
kräftige Zusammenziehung des ganzen Muskels nur bei Anwendung
stärkerer Ströme. Setzt man dagegen die eine Elektrode auf den
Nerven auf, so bringt die Erregung desselben sogleich eine kräftige
Zusammenziehung des ganzen Muskels hervor.
Ja
die Stromdichte
braucht dazu sogar im Nerven nur eine sehr viel geringere zu sein,
als sie im Muskel selbst sein müsste, um ihn zu einer gleich starken
Zusammenziehung zu bringen, weil die Erregbarkeit der Nervenstämme
sehr viel grösser ist, als die der Muskeln selbst und der in ihnen
verbreiteten intramuskularen Nerven.
Duchenne fand zuerst, dass gewisse Punkte am Körper besonders günstig
seien für die Aufsetzung der einen Elektrode, wenn :man einzelne Muskeln zur
Zusammenziehung bringen wolle, und nannte diese „Wahlpunkte“. Remak wies
darauf hin, dass diese „motorischen Punkte“, wie er sie nennt, Nichts seien, als
die Eintrittsstelien der Nerven in die Muskeln. Ziemssen hat dies bestätigt und
die Punkte genauer bezeichnet, an welchen man die eine Elektrode aufsetzen muss,
um die einzelnen Muskeln zu erregen. Das Weitere über diesen Punkt ist im
zweiten Teil nachzusehen.
Die Frage, wo man die zweite grössere Elektrode aufzusetzen
habe, ist im Allgemeinen dahin zu beantworten, dass sie möglichst
nahe der anderen anzubringen sei, damit der Widerstand der zwischen
beiden enthaltenen Körperstrecke möglichst klein werde. Diese Rück-
sicht ist bei Erregung der sensiblen Nerven mittels des Pinsels von
geringerer Bedeutung, weil hier alle übrigen Widerstände gegen den
ungeheuren der trockenen Epidermis gar nicht in Betracht kommen;
bei der Erregung der Muskeln aber ist sie wichtig. Je geringer man
hier den Widerstand macht, desto besser. Daher tut man gut, die
grössere Elektrode auf den zu erregenden Muskelbauch selbst nahe der
anderen Elektrode aufzusetzen. Je günstiger man die Verhältnisse
wählt, desto schwächere Ströme wird man anwenden können, desto
leichter ist es dann aber auch, kräftige Muskelzusammenziehungen zu
erlangen, ohne Schmerzen zu erregen.
Nach dem Vorhergehenden wird es leicht sein, das Verfahren
abzuleiten, welches bei der Erregung grösserer Muskelgruppen zu be-