Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

6. Ableitung zur Erde. 9 
Oberfläche und von der Beschaffenheit des umgebenden Mediums. Bei 
feuchter Luft z. B. ist der Widerstand geringer, welcher sich dem 
Entweichen der Elektrizität entgegensetzt. Man kann dann die Körper 
nicht stark laden. Setzt man einen mit freier Elektrizität geladenen 
Körper durch einen Leiter mit dem Erdboden in Verbindung, so geht 
die freie Elektrizität auf den Erdboden über. Da aber dieser eine so 
ungeheure Oberfläche hat, so wird die Dichte und somit die Spannung 
auf ihm sofort unmerklich, und es geht daher sehr schnell alle freie 
Klektrizität von dem Körper nach dem Erdboden, und der Körper 
wird ganz unelektrisch. Man nennt dies einen Körper entladen. 
Von diesen Tatsachen kann man sich mittels der Drehwage über- 
zeugen; denn wenn man verschiedene Kugeln mit denselben Elek- 
trizitätsmengen ladet und sie mit dem Probekügelchen berührt. so 
muss man, um die Kügelchen wieder zur Berührung zu bringen, den 
Knopf des Elektrometers um Winkel drehen, welche den Quadraten 
der hadien proportional sind. Dabei ist es ganz gleichgiltig, an 
welcher Stelle einer Kugel man das Probekügelchen anlegt, man würde 
stets dieselbe Ablenkung. erhalten. Prüft man jedoch einen mit freier 
Elektrizität geladenen Leiter von anderer Gestalt, etwa einen Zylinder 
mit abgerundeten Endflächen, so wird man finden, dass das Probe- 
kügelchen eine viel grössere Elektrizitätsmenge aufnimmt, also das 
bewegliche Kügelchen viel stärker abgelenkt wird und nur durch eine 
stärkere Drehung des Knopfes in seine Lage zurückgebracht werden 
kann, wenn man es an die Enden des Zylinders anlegt, als wenn 
man ihn in seiner Mitte berührt. Während also bei der Kugel die 
Dichte der Elektrizität überall auf ihrer Oberfläche dieselbe ist, ist 
sie an den verschiedenen Stellen des Zylinders verschieden, und das 
letztere findet auch bei allen Körpern von irgend welcher anderen 
Gestalt statt. Sind die Körper lang im Verhältniss zu ihrer Dicke, 
so sammelt sich die Elektrizität hauptsächlich an ihren Enden an. 
Vorzugsweise aber sind es die convexen Partien der Oberflächen und 
noch mehr die vorspringenden Kanten und Spitzen, wo die Blektrizität 
sich anhäuft, und sie kann hier sogar eine solche Spannung erlangen, 
dass sie den Widerstand der Luft überwindet und ausströmt, bis der 
leiter ganz unelektrisch geworden ist. Man muss daher allen Körpern, 
welche zu elektrischen Versuchen dienen sollen, möglichst abgerundete 
Ecken geben, wenn die freie Elektrizität sich in ihnen erhalten soll. 
Zur genaueren Messung elektrischer Spannungen hat man noch 
andre Elektrometer construirt, von denen wir nur Thomson’s Qua- 
drantelektrometer beschreiben wollen, weil es zu physiologischen 
 
	        
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