Kapitel XIV.
Von den motorischen Punkten und der Untersuchungs-
methode der motorischen Nerven und der Muskeln
mittelst des faradischen Stroms.
$ 100. In welcher Weise die physiologischen Wirkungen der
Blektrizität als Heilmittel angewendet werden, darüber ist im zwölften
Kapitel schon im Allgemeinen gehandelt worden. Indem wir daher
den Leser auf die dort gemachten Bemerkungen verweisen, knüpfen
wir an dieser Stelle an jenen Fund Duchenne’s an (vgl. S. 180),
dass von gewissen Punkten der Körperoberfläche aus einzelne Muskeln
ganz besonders leicht und vollständig zur Zusammenziehung gebracht
werden konnten. Diese von Duchenne „points d’election“ (Wahl-
punkte) genännten Stellen wies R. Remak*? als die Eintrittsstellen
der motorischen Nerven in die Muskeln nach. Der erstere Autor
hatte eine direkte und eine indirekte Muskelreizung unterschieden, je
nachdem die Elektrode auf den Muskel direkt oder auf den Nerven-
stamm oder einen Ast desselben aufgesetzt wurde. Nach Remak ist
es vorzuziehen, den Muskel überhaupt stets von seinem Nerven aus
zu reizen, da hierdurch sehr viel leichter und vollkommner Zusammen-
ziehungen erzielt würden. Er nahm statt der direkten und indirekten
Reizung Duchenne’s eine intramuskuläre und extramuskuläre Nerven-
reizung an. Durch die eingehenden Arbeiten v. Ziemssen’s? wurden
i teils durch Untersuchungen an Leichen, teils an Kranken, bei denen
| bald nach dem Tode die während des Lebens: gefundenen Tatsachen
(best erregbare Punkte etc.) kontrollirt werden konnten, die Eintritts-
stellen der motorischen Nerven in die einzelnen Muskeln, ihre Lage
zur Hautoberfläche, der intra- und extramuskuläre Verlauf der Nerven
und deren Projektion auf die Oberfläche festgestellt. So ergab sich
nun das die Angaben Remak’s teils bestätigende, teils ergänzende
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