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Verhältniss der Stromstärke zum Leitungswiderstand. Kap. XIV.
von Elementen (10 — 15) einige Zeit stabil gehalten wird; sodann
liest man am Galvanometer den Nadelausschlag ab, den man (bei
genau derselben Versuchsanordnung und Zeitdauer des Versuchs) mit
dem der andern Seite vergleicht.
Waren die Nadelausschläge gleich, so hat man ein Recht, den
etwa verminderten bezw. vergrösserten Rollenabstand, bei dem auf
der kranken Seite im Vergleich zur gesunden die erste Zuckung auf-
tritt, direkt aul eine im Vergleich zur gesunden Seite herabgesetzte
oder erhöhte Erregbarkeit des geprüften Nerven zu beziehen: eine
vermehrte Stromstärke und ein grösserer Nadelausschlag (Zeichen
minderen Leitungswiderstandes) auf der kranken Seite sprechen erst
recht für eine faktische Herabsetzung der Erregbarkeit, ein Schluss,
der bei verminderten Rollenabstand und zugleich kleinerem Nadel-
ausschlag nicht gerechtfertigt erscheint, msofern der’grössere Leitungs-
widerstand die Erklärung für die durch die Verminderung des Rollen-
abstandes vergrösserte Stromstärke abzugeben geeignet ist.
Um nun auch bei‘doppelseitigen Affektionen einen Mass-
stab zu haben, an dem die gefundenen Resultate gemessen . werden
können, empfahl Erb die Prüfung der minimalen (faradischen) Erreg-
barkeit folgender vier verschiedenen Regionen angehörigen Nerven (des
Stirnastes des N. frontalis, des Astes für den M. cucullaris vom
N. accessorius, des N. ulnaris oberhalb des Ellenbogengelenks und
des N. peroneus oberhalb des Oapit. fibulae) und die Bestimmung des
Leitungswiderstandes nach der oben angegebenen Methode an eben
jenen Hautstellen, an welchen mittelst des Induktionsstroms die Erreg-
barkeitsprüfung vorgenommen wurde. Bei gesunden Männern zeigen
beide Wertangaben (Nadelausschlag am Galvanometer, Rollenabstand
am Schlitteninduktorium) bei aller absoluten Verschiedenheit doch
regelmässig fast dieselben relativen. Schwankungen, welche übrigens
sich in Bezug auf die Rollenabstände in sehr geringen, kaum 2 Ctm.
übersteigenden Differenzen bewegten. Mit Ausnahme des zu seiner
Erregung einer (trotz geringeren Leitungswiderstandes der Hautstelle)
grösseren Stromstärke bedürftigen N. frontalis zeigten die Rumpfnerven
der einzelnen Individuen alle bei nahezu derselben Stromstärke, die
natürlich je nach den benutzten Apparaten (absolut) eine verschiedene
sein wird, die Minimalzuckung. Auf diese Weise kann man nun auch
bei einem doppelseitig, z. B. von einer Lähmung befallenen Indivi-
duum durch die Prüfung dieser relativen Erregbarkeits- und Leitungs-
widerstandsverhältnisse Abweichungen der zu untersuchenden Region
von den normalen (relativen) Verhältnissen feststellen.
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