$ 108. Erklärung der polaren Untersuchungsresultate. 271
erscheinen, dass bei der Brenner’schen Versuchsanordnung auch
durch die Anode, den positiven Pol, eine Zuckung bei Stromesschluss
und andererseits durch die Kathode (den negativen Pol) eine Zuckung
bei Stromesöffnung erzielt wird, denn die Physiologie lehrt ja, dass
nur das Jintstehen des Katelektrotonus und nicht sein Schwinden.
andererseits nur das Vergehen des Anelektrotonus und nicht sein
Werden ein Reiz für den Nerven ist. Diese Schwierigkeit ist natür-
lich schon dem Autor der neuen Untersuchungsmethode nicht ent-
gangen, und so erklärt denn Brenner diese Erscheinung dadurch,
dass im Bereiche jeder einzelnen Elektrode die dieser zukommenden
Wirkungen nicht ausschliesslich auftreten, sondern dass im Bereiche
der differenten Elektrode in geringerem Grade auch die Wirkungen
der anderen Elektrode Platz greifen. Bedenkt man, dass der Nerv
im unversehrten Tierkörper von mehr oder weniger gut leitendem
Gewebe umgeben ist, so wird zwar, wenn beispielsweise die Anode
über einem Nerven ruht, der Strom nach seinem Durchgang durch die
Epidermis und die darunter liegenden Teile in relativ bedeutender
Dichtigkeit eine umschriebene Strecke des Nerven treffen, alsbald aber,
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Fig. 104 (nach de Watteville).
physikalischen Gesetzen folgend, gemäss der besseren oder schlechteren
Leitungsfähigkeit der umgebenden Gewebe aus dem Nerven austreten
und an diesen Austrittsstellen Wirkungen erzeugen, wie sie eben dem
negativen Pol (der Kathode) zukommen: je nach der grösseren oder
geringeren Dichtigkeit des Stroms an den verschiedenen Stellen, wo
derselbe in den Nerven ein- oder aus ihm austritt, wird nun eine
Zuckung bei Schliessung oder Oeffnung des Stromes eintreten, oder