Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

290 Differentes Verhalten der Muskeln ete. Kap. XVI. 
Unterschied zwischen den Wirkungen konstanter und induzirter Ströme 
auf degenerativ atrophische Muskeln nicht bestehe; beide Male wirke 
eben der positive Pol gegenüber dem sonst wirksameren negativen bei 
atrophischen Lähmungen stärker. Künftig sei also auch in Bezug auf 
den Induktionsstrom mit jedem Pol gesondert zu untersuchen: auch 
für ihn gelte wie für den konstanten das Ueberwiegen des positiven 
Pols bei derartigen Lähmungen. Dies ist nach Vigouroux der 
wesentliche und einzige Charakter der Entartungsreaktion am Muskel. 
Nach unserer Erfahrung können wir diese Behauptung ebenso wenig 
bestätigen wie die, welche andere Autoren über die Differenz in den 
Wirkungen der sekundären und sogenannten primären Induktions- 
ströme gefunden haben wollen. Vigouroux vergisst, da er nur von 
den Strömen der sekundären Spirale spricht, den neben dem phy- 
siologisch in der Tat stärker wirkenden Oefinungsstrom immer doch 
noch bestehenden Schliessungsinduktionsstrom: er hat die Reaktion 
mit Einzelschlägen nur des Oeffnungsinduktionsstroms nicht ange- 
stellt, sich über das Verhalten des Extrakurrenten nicht ausge- 
sprochen, nicht bedacht, dass eben in dem so schnellen Ablauf 
der Induktionsströme gegenüber dem viel langsameren der konstanten 
die wesentliche Differenz in der Wirkung beider liegt und dass die 
Trägheit der Kontraktion, nicht das Auftreten der Zuckungen über- 
haupt bei Reizung mit verschiedenen Polen es ist, welche, wie es sich 
nach allen Untersuchungen bewährter Forscher herausstellt, das Wesent- 
liche dessen ausmacht, was man bisher mit dem Namen der Ent- 
artungsreaktion belegt hat. 
In Bezug auf spezifische Differenzen in den Wirkungen 
primärer und sekundärer Induktionsströme erwähnt Hitzig, 
dass er reichliche Beobachtungen besitze, welche bewiesen, dass Nerven 
oder Muskeln sich in ihrer Erregbarkeit gegen den Extrakurrentstrom 
oder den Strom der sekundären Spirale verschieden verhalten hätten: 
es seien Fälle peripherischer und intracranieller Paralysen gewesen, wobei 
der Extrakurrent sich z. B. ähnlich dem Batteriestrom verhalten habe. 
Ausführlichere Angaben von demselben Autor existiren bis heute noch 
nicht; dass eine ähnliche Beobachtung Krafft-Ebing’s'® wahrschein- 
lich auf einen Beobachtungsfehler zurückzuführen sei, ist von einem 
von uns schon früher nachgewiesen worden ?®. Neuerdings fand Häcker®® 
bei einem von einer Poliomyelitis antica genesenden Erwachsenen beim 
Wiedererscheinen der faradischen Kontraktilität (8—10 Wochen nach 
Beginn der Krankheit), dass die Muskeln nur auf den sekundären Strom 
des Induktionsapparats (Krüger-Hirschmann), nicht auf den pri- 
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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