Kapitel XVII.
Von den normalen und pathologischen elektrodiagnosti-
schen Befunden an den Organen des Centralnervensystems
und den mit muskulösen Wandungen versehenen Einge-
weiden.
$ 133. Bevor wir jetzt auf die Aufzählung derjenigen Erschei-
nungen eingehen, welche durch die sogenannte „Gehirngalvanisa-
tion“ hervorgerufen werden können, haben wir uns mit der Beant-
wortung der Vorfrage zu beschäftigen, ob man es bei den durch die
Hirngalvanisation erzeugten Symptomen mit physikalischen oder phy-
siologischen Reizerfolgen zu tun habe. Viele Autoren, unter ihnen
Althaus!!® und bis zur Mitte der 60er Jahre auch v. Ziemssen,
machten nämlich die Lichterscheinungen, die Geschmacksempfindung,
den Schwindel, die Eingenommenheit des Kopfes, die sich bis zur Un-
besinnlichkeit und Ohnmacht steigern kann, den Hinterhauptsschmerz,
das Erbrechen ete., mit einem Worte alle die Symptome, die man bei
Anwendung etwas stärkerer galvanischer Ströme und beim Ansatz der
Elektroden, z. B. an die beiden Proc. mastoidei erhalten kann, von
der Erregung sensibler Nerven, speziell des N. trigeminus abhängig,
von wo aus reflektorisch alle diese Erscheinungen hervorgerufen
würden, da die festen knöchernen Hüllen ein Eindringen des Stromes
in die Tiefe bis zum Gehirn hin nicht zu gestatten schienen.
Seitdem aber zuerst Erb'*, später Burkhardt? (vgl. übrigens
das S. 204 über Grapengiesser’s Versuche Gesagte) und v. Ziems-
sen? selbst durch Versuche an Leichen nachgewiesen hatten, dass bei
der Applikation der Elektroden an den unversehrten Schädel und bei
Anwendung von Stromstärken, wie sie täglich von den Aerzten benutzt
werden, erhebliche Stromzweige durch das Gehirn gehen, dass man
aus dem Hirn diese Zweigströme ableiten kann, dass dieselben die