Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

$ 158, 139.  Galvanisation am Halse. Diplegische Kontraktionen. 337 
„Galvanisation des Sympathikus“ nur mehr im technischen Sinne 
versteht: „dass bei dieser Applikationsweise der Grenzstrang wirklich 
gereizt werde, ist wohl unzweifelhaft; zweifelhaft kann sein ob und 
welche Effekte speziell auf die Reizung des Sympathikus zu setzen 
sind.“ — 
$ 139. In dem therapeutischen Teil wird weiterhin von den Er- 
folgen die Rede sein, welche die einzelnen Autoren durch diese früher 
als „Sympathikusgalvanisation“ genannte Methode erzielt haben: mit 
Fischer und Anderen redet man heute besser von „der Galvani- 
sation am Halse“, als von der des Sympathikus. 
Anhangsweise erwähnen wir der von R. Remak!s zuerst 
beschriebenen eigentümlichen Wirkungen des galvanischen Stromes, 
wenn bei an progressiver Muskelatrophie oder an Arthritis nodosa 
Leidenden die positive knopfförmige Elektrode in der Fossa mastoi- 
dea (z. B. links), die negative in einem Rayon (rechts) aufgesetzt 
wird, der sich zur Seite der Wirbelsäule vom 5. Halswirbel ab bis 
zum 6. Brustwirbel hin erstreckt. Die nach Remak gekreuzt in den 
leidenden Muskeln bei dieser Stellung der Elektroden und bei Ketten- 
schluss auftretenden Zuckungen, welche reflektorisch durch Reizung 
der Ganglien des Sympathikus und Fortleitung oder Uebertragung 
dieses Reizes durch die Rami communicantes auf das Mark oder die 
motorischen (spinalen) Nerven zu Stande kommen sollten, wurden von 
ihrem Entdecker mit dem Namen der „diplegischen“ bezeichnet, 
weil sie bei Reizung zweier von den Muskeln entfernter Punkte zu 
Stande kamen. Diese Angaben wurden von späteren Autoren be- 
stätigt, aber zugleich nach fast jeder Richtung hin derart erweitert, 
dass von der ursprünglich ihnen beigelegten Bedeutung für Prognose 
und Therapie kaum noch viel übrig geblieben ist. Ausser bei den 
oben erwähnten Krankheitszuständen fand man diese diplegischen 
Zuckungen auch bei Bleilähmungen, bei der Bulbärparalyse, Hemi- 
plegien und bei rheumatischen Lähmungen; ferner war zu ihrem Zu- 
standekommen die von Remak angegebene Polanordnung nicht not- 
wendig; sie liessen sich von ganz verschiedenen Stellen des Körpers 
aus hervorrufen, nicht nur gekreuzt, sondern auch an derselben Seite, 
Ja es brauchten nicht einmal galvanische Ströme zu sein, da auch 
faradische sich in gleicher .Weise wirksam zeigten.167 
Auch das Studium dieser Erscheinungen soll erst noch begonnen 
werden: zur Zeit sind wir nicht im Stande, dieses Phänomen in be- 
friedigender Weise zu erklären oder für die Diagnose und Therapie 
Rosenthal u. Bernhardt, Elektrizitätslehre. III. Aufl. 29 
  
  
 
	        
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