346 D. farad. Strom b. Gelenkaffektionen; Wirk. b. entzündl. Krankh. Kap. XIX.
lung rheumatischer, traumatischer und gichtischer Gelenkaffektionen
mit mehr oder weniger Erfolg verwertet worden: in diesen Fällen, wie
in solchen, bei denen es sich um Zerteilung, um „Spaltung“ von Drüsen-
| tumoren handelte, wurden durch faradische Ströme Erfolge von glaub-
| würdigen Autoren erzielt und beschrieben (vgl. später im speziellen
Teil). —
Namentlich liess es sich Weisflog!’% angelegen sein, gegenüber
der gewöhnlichen Anwendungsweise des faradischen Stroms für Muskel-
und Nervenerkrankungen die ausgezeichnete Wirkung desselben aut
| traumatische Entzündungen zu betonen. Hier soll die Faradi-
| sation zugleich antiphlogistisch und schmerzstillend wirken, sie soll
auch eine Resorption der Entzündungsprodukte zu Stande bringen,
sogar wenn diese nicht seröser, sondern seröspurulenter und hämorrha-
gischer Natur sind. Das erkrankte Glied wird in ein Wasserbecken
(Die Temperatur kann zwischen 5°—30°C, schwanken) eingetaucht,
in welchem eine Elektrode liegt; während die andere irgendwo auf
| einem gesunden Körperteil aufruht. Phagedänische Geschwüre, Brand-
| wunden, chronische Gelenkaffektionen, akute traumatische Gelenkent-
| zündungen, Iritiden, Pleuritiden, Hornhautgeschwüre wurden mit günsti-
| gem Erfolge dieser faradischen Behandlung unterworfen. Bei chro-
| nischem Gelenkrheumatismus hatte Weisflog keine Erfolge.
Im Anschluss an die Auseinandersetzungen der antiparalytischen
Wirkungen des Induktionsstroms bei Lähmungszuständen des Nerven-
und Muskelsystems wären hier in der allgemeinen Besprechung auch
die Leistungen resp. die Anwendungsweisen zu erwähnen, die in Bezug
auf den faradischen Strom bei lähmungsartigen Zuständen der mit
organischen Muskelfasern ausgestatteten, meist innerhalb der Körper-
höhlen gelegenen Gebilde zu erwarten resp. auszuüben sind.
Bei Erweiterung des Magens, träger Funktion seiner Muskulatur,
bei Atonie der. Darmmuskeln und dadurch bedingter Kotansamm-
lung (Verstopfung, Kotbrechen) hat man perkutan starke faradische
Ströme zur Anwendung gezogen. Zweifelhaft ist bis jetzt, ob durch
die sich lebhaft und energisch kontrahirenden Bauchmuskeln hin-
durch die organische Muskulatur des Magens und der Därme selbst
zu wirksamen Leistungen anzuregen sei oder ob nicht vielmehr der
durch die kontrahirten Bauchmuskeln ausgeübte starke Druck die zu
beobachtenden Wirkungen hervorgerufen. Jedenfalls kann man durch
direkte Faradisation des Magens (siehe oben S. 338), durch Applikation
einer Elektrode ins Rektum, der anderen auf die Bauchdecken, direk-
tere und nach Einigen nachhaltigere und vorteilhaftere Wirkungen er-