Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
350 Anwend. d. farad. Stroms b. Herzlähmung, b. Psychosen. Kap. XIX. 
normalen Verhältnissen die Mitte des 5. Interkostalraumes, etwa 5 Utm. 
links vom Brustbeinrande. Man soll senkrecht etwa 3 Otm. tief ein- 
stossen, noch tiefer bei beleibten Individuen: die Einstichstelle wechselt 
mit etwaiger pathologischer Lageveränderung des Herzens. Der negative 
Pol ruht links an der Brustwand, der Strom sei schwach und werde 
nur in kurzen Zeiträumen angewendet. Die Versuche über diese Methode, 
ihre Wirksamkeit resp. Gefährlichkeit beim Menschen sind noch nicht 
abgeschlossen; zur Zeit gebührt uns wohl eher noch eine ge- 
_ wisse Zurückhaltung, besonders seitdem Vulpian'% auf die Ge- 
fahren dieser Applikationsweise aufmerksam. gemacht hat. (Vgl. 
übrigens vorher $ 140.) 
Die ungemein intensive Erregung, welche man durch die mit 
dem faradischen Pinsel ausgeführte Reizung auf die Hautnerven aus- 
üben kann, hat einige Aerzte zu der Anwendung dieses mächtigen 
Erregungsmittels bei Zuständen von Stupor, überhaupt von Depres- 
sionszuständen der Psyche veranlasst. Ob es sich hier bei den meist 
tief melancholischen oder wenigstens in sich versunkenen Patienten um 
die direkte Erregung sensibler .Centra handelt, oder die starke sen- 
sible Reizung einer Körperhälfte reflektorisch die Gefässfüllung in der 
kontralateralen Hirnhälfte beeinflusst, ist zur Zeit mit Sicherheit nicht 
zu entscheiden. (Vgl. später im therapeutischen Teil.) 
$ 146. Was die Anwendung des faradischen Stroms zur 
Bekämpfung schmerzhafter Zustände betrifft, so kann er zu- 
nächst bei den wirklichen Neuralgien in der Weise in Anwendung 
gezogen werden, dass man die dem schmerzenden Gebiet zugehörige 
Muskulatur mit nicht zu starken Strömen und unter Anwendung der 
gewöhnlichen feuchten Elektroden faradisirt. Führt diese Behandlung 
nicht zum Ziele, so gelingt es oft durch den starken Reiz, den man 
mittelst des Pinsels auf die über dem schmerzenden Nerven resp. den 
auf Druck schmerzhaften Punkten liegenden Hautpartien ausübt, gleich- 
sam derivatorisch (nach Art eines Epispastikums, ohne dessen Nach- 
teile, da die Haut intakt bleibt) wohltätig zu wirken und den Schmerz 
zu lindern. Bei vielen neuralgischen Zuständen bleicher anämischer, 
überhaupt empfindlicher Menschen, wird der elektrische Pinsel (oder 
gar die elektrische Moxe) nicht vertragen; man mildert die Appli- 
kation des faradischen Stromes ungemein dadurch, dass man selbst 
eine Elektrode (feucht) in die linke Hand nimmt (die andere hält der 
Kranke in der seinigen) und nun mit den befeuchteten Fingern der 
rechten Hand bei mässiger Stromstärke die schmerzenden Teile sanft
	        
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