358 Katalytische Wirkungen des konstanten Stromes. Kap. XX.
auf die kontraktilen Elemente der Gefässe, oder auf die vasomotorischen
Nerven zu Stande kommen. Es ist dieses Verhalten in Bezug auf die
etwaige verschiedene Polwirkung, auf die Unterschiede der Erfolge der
Reizung unmittelbar bei der Applikation der Elektroden und einige
Zeit später, endlich auch auf die einzelnen Organe oben bereits näher
auseinandergesetzt (vgl. S. 320 die Wirkungen des Stromes auf die
Haut etc.). In Bezug auf die indirekten katalytischen Wir-
kungen des Stromes vermittelst der Erregungen vasomotorischer
Nerven sind ebenfalls oben schon (S. 326) bei Besprechung der
sogenannten Sympathikusgalvanisation und der Stromeinwirkung auf
die peripherischen Nerven, welche ja bekanntlich vasokonstriktorische
und vasodilatatorische Fasern enthalten, die notwendigen Auseinander-
setzungen gegeben.
Allen diesen Wirkungen zusammen, physikalischen wie physiolo-
gischen, werden nun die in der Tat oft wunderbaren Erfolge zuge-
schrieben, welche mittelst des konstanten Stromes in nicht wenigen
Fällen erzielt werden können. Da der Strom, wie wir oben gesehen
haben, in die Tiefe dringt und seine wirksamen Stromschleifen durch
selbst knöcherne Umhüllungen in das Innere der nervösen Zentral-
organe hineinschickt, so versteht es sich, dass er weit mehr als der
faradische Strom auf die erkrankten Teile selbst einwirkt und hier
umändernd, umstimmend, bessernd und regulirend einzuwirken ver-
mag. In welcher Weise diese Wirkungen in jedem einzelnen
Falle zu Stande kommen, das zu erklären, reichen die, wie
wir gesehen haben, im Ganzen doch noch recht spärlichen
exakten Untersuchungen durchaus noch nichtaus. Jaesist
auch nicht zu vergessen, dass in nicht wenigen Fällen der
gewünschte und in scheinbar ähnlichen Affektionen wirk-
lich erzielte Erfolg ausbleibt, ohne dass selbst der gründ-
lichsten Untersuchung die Aufklärung der sich wider-
sprechenden Behandlungsergebnisse jedesmal klar würden.
— Wir sind bis heute immer noch genötigt, unser Handeln
in den meisten Fällen nach den vorliegenden empirisch
gewonnenen Tatsachen, soweit sie durch glaubwürdige
Autoren vertreten werden, einzurichten, da wir in den
einzelnen Fällen die rationelle Begründung unseres Tuns
nicht immer darzulegen vermögen.
$ 150. Was nun zunächst die antiparalytischen Wirkungen
des konstanten Stromes betrifft, so verweisen wir in Bezug auf seine