376 Behandlung von Hemiplegien. Kap. XXI.
Applikationsweise zu wählen, durch welche der leidende Teil von den
relativ stärksten Stromschleifen getroffen wird. Auch bei der Quer-
durchleitung des Stromes durch den Schädel sol] man nach dem ge-
nannten Autor der Indikation einer etwa erwünschten Vermehrung
oder Verringerung der Blutfülle im erkrankten Hirnabschnitt durch
richtige Polauswahl Rechnung tragen können: man soll die Kathode
da anbringen, wo man die Cirkulationsvorgänge zu hemmen, die
Anode da, wo man sie zu fördern suchen will. Die Zukunft wird
lehren, ob diese Voraussetzungen durch die Tatsachen bestätigt werden.
Neben der direkten Quer- oder Längsdurchströmung des Schädels (und
von manchen Autoren fast gleichwertig damit erachtet) wird bei der
Behandlung von Hirnleiden die Galvanisation am Halse (die
früher sogenannte Sympathikusgalvanisation) empfohlen, offenbar in
der Idee, durch diese indirekt katalytischen Wirkungen (vgl. S. 333
und 8. 358) auf die Gefässlichtung im Hirn und den Hirnhäuten und
damit auf die Prozesse der Resorption fördernd einzuwirken.
In welcher Weise bei der Galvanisation des Kopfes auch eine
die Erregharkeit bestimmter Hirnpartien direkt modifizirende Einwir-
kung des Stromes, speziell seiner verschiedenen Pole, zu Stande
kommend gedacht und therapeutisch verwertet wird, wird etwas weiter
unten noch auseinandergesetzt werden.
$ 156. Noch zwei wichtige Punkte bleiben zu besprechen übrig:
1) wie lange soll man nach dem Eintreten des Hirnleidens
warten, ehe man die centrale Galvanisation beginnt und
2) wie lange Zeit soll sie jedesmal angewendet werden. In
Bezug auf den zweiten Punkt differiren die Ansichten der Autoren
viel weniger, als in Bezug auf den ersten. Für die jedesmalige
Sitzung genügt eine kurze, kaum über 3—4 Minuten auszudehnende
Zeit: lehrt ja doch das Experiment, dass die am meisten geschätzte
und für unser therapeutisches Denken, wenn man so sagen darf, am
besten verwertbare Wirkung auf die Gefässe mit der Länge der
Stromesdauer sich ändert resp. in das Gegenteil umschlägt. Dagegen
sind nun die Autoren darüber durchaus nicht einig, ob man früh,
etwa schon innerhalb der ersten Woche vom ersten Auftreten des
Hirnleidens an mit der galvanischen Behandlung beginnen soll, oder
erst später nach Ablauf einiger Wochen: ohne erst lange die ver-
schiedenen Ansichten hier aufzählen zu wollen, glauben wir, wenig-
stens was die galvanische Behandlung am Kopf betrifft, nach unsern
Erfahrungen uns dahin aussprechen zu sollen, dass selbst die mit
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