Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
  
  
  
26 Wirkungen des Stromes. Kap. I. 
lassen. Ein solches Glasrohr nennt man ein Eudiometer. Man fügt 
dann eine abgemessene Menge H zu und lässt einen elektrischen 
Funken durchschlagen. © und H verbinden sich zu Wasser, und da 
dieses einen im Vergleich zu dem Knallgase, aus welchem es ent- 
standen ist, unendlich kleinen Raum einnimmt, so erfährt man aus 
der Volumensverminderung, welche das Gasgemenge erfahren hat 
(natürlich unter Berücksichtigung des Druckes, der Temperatur ete.), 
wieviel O in dem Gemenge enthalten war. Umgekehrt muss man, 
um den H-gehalt eines Gemenges zu bestimmen, O zufügen und dann 
verpuffen. 
Wenn man die beiden Enden des Leiters nicht genau einander gegenüber- 
stellt und ein Kartenblatt dazwischen schiebt, so wird dieses an der Stelle durch- 
bohrt, wo die negative Elektrizität herkommt. Es ist dies also ein Mittel, um die 
Richtung eines Stromes zu bestimmen, wenn sie sonst unbekannt ist. 
Schaltet man in die Leitung Glasröhren ein, in welchen die Luft 
sehr verdünnt ist, und leitet den Strom durch eingeschmolzene Metall- 
drähte ins Innere der Röhren, so geht er durch die verdünnte Luft 
und diese wird dabei glühend und leuchtet im Dunkeln. Man kann 
diese nach ihrem Erfinder als „Geissler’sche Röhren“ bezeichneten 
Röhren mit verschiedenen Gasen füllen und man findet dann, dass 
jedes Gas mit einer Farbe leuchtet, welche bei der Zerlegung durch 
das Prisma für jedes Gas charakteristische Spektra giebt. Auch die 
Natur der eingeschmolzenen Metalldrähte hat jedoch auf das Spectrum 
Einfluss, indem sich unter der Einwirkung des Stromes etwas von dem 
Drahte verflüchtist und ins Glühen geräth. Desshalb sind diese 
Geissler’schen Röhren sehr geeignet, um die charakteristischen Spektra 
der Substanzen zu untersuchen. Eigentümliche Formen der Geissler- 
schen Röhren hat Crookes bei seinen Versuchen über die sogenannte 
strahlende Materie benutzt. 
Flüssigkeiten, welche den Strom leiten, wie Wasser, Säuren und 
Basen, Salzlösungen, werden durch den elektrischen Strom in ihre 
Bestandteile zerlegt. Die Gesetze dieser chemischen Wirkung des 
Stromes werden wir später genauer betrachten. 
Leitet man den Strom durch feine Drähte, so werden diese er- 
wärmt und wenn der Strom stark ist, verbogen und zersplittert. 
Leitet man den Strom durch Spiralen von Draht, in deren Inneren 
sich Nähnadeln befinden, so werden diese magnetisirt. Die Richtung 
der Magnetisirung ist nicht constant. Man kann daher dieses Mittel 
nicht zur Bestimmung der Stromesrichtung benutzen. 
Leitet man den Strom bei einer Magnetnadel vorbei, so wird
	        
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